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#110 – Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und Glaubenssätze einfach loswerden als HSP

Episode Nr. #110

15.10.2024

Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und Glaubenssätze einfach loswerden als HSP

Heute geht es um das Thema Selbstvorwürfe und die damit verbundenen Glaubenssätze.

HSP nehmen ihre Umwelt oft intensiver wahr als andere Menschen. Diese besondere Empfindsamkeit führt dazu, dass sie Reize schneller und stärker verarbeiten, was nicht nur auf physische Reize wie Licht und Lärm zutrifft, sondern auch auf emotionale und zwischenmenschliche Interaktionen. Ein häufiges Thema, mit dem HSP konfrontiert sind, sind Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, die eng mit tief verwurzelten Glaubenssätzen verbunden sein können.

Schuldgefühle und Selbstvorwürfe bei HSP

Schuldgefühle können bei hochsensiblen Menschen intensiver ausgeprägt sein, da sie dazu neigen, sich stark in die Gefühle anderer hineinzuversetzen und oft ein hohes Maß an Verantwortung übernehmen, selbst für Dinge, auf die sie keinen direkten Einfluss haben. Diese Selbstübernahme von Schuld kann sich in Form von Selbstvorwürfen äußern, einem inneren Dialog, der sich um vermeintliches Fehlverhalten dreht.

Junges Mädchen sitzt erschöpft an einem Schreibtisch, ihr Gesicht von Hand gestützt, sichtbar gestresst oder traurig, mit unscharfem Hintergrund von Schulmaterialien.
Schuld und Scham in der Schulzeit: Ein Moment hochsensibler Überforderung.

Selbstvorwürfe bei HSP manifestieren sich häufig in Gedanken wie:

– “Ich hätte das anders machen sollen.”

– “Es ist meine Schuld, dass die Situation so eskaliert ist.”

– “Ich habe versagt, und jetzt sind andere enttäuscht von mir.”

Diese inneren Anschuldigungen können zu einer starken emotionalen Belastung führen und den Stresslevel von HSP erheblich erhöhen. Viele HSP neigen dazu, sich selbst mehr zu kritisieren und härter zu bewerten als andere Menschen das tun würden.

Deswegen möchte ich heute über die

Glaubenssätze und ihre Rolle sprechen

Glaubenssätze sind Überzeugungen, die sich meist in der Kindheit oder im Laufe des Lebens entwickeln und unser Denken und Verhalten prägen. Bei HSP können diese Glaubenssätze besonders tief verwurzelt sein und einen erheblichen Einfluss auf die Intensität von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen haben.

Beispiele für negative Glaubenssätze, die HSP häufig beeinflussen und die Du vielleicht selbst auch kennst:

“Ich muss immer perfekt sein, sonst enttäusche ich andere.”
Dieser Glaubenssatz basiert auf der Überzeugung, dass der eigene Wert von der Perfektion des Verhaltens und der Leistung abhängt. Hochsensible Menschen haben oft das Gefühl, dass Fehler oder Unvollkommenheiten andere enttäuschen könnten, was sie dazu antreibt, übermäßig hohe Erwartungen an sich selbst zu stellen. Das kann zu ständiger Selbstkritik und einem Gefühl des Versagens führen, wenn sie nicht in der Lage sind, diesen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.

“Es ist meine Verantwortung, dass es allen gut geht.”
HSP haben oft eine starke Empathie und neigen dazu, sich für das Wohlbefinden anderer verantwortlich zu fühlen. Sie glauben, dass es ihre Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass sich alle um sie herum gut fühlen, auch wenn dies bedeutet, ihre eigenen Bedürfnisse zu ignorieren oder sich selbst zu überfordern. Dieser Glaubenssatz kann zu Burnout und Frustration führen, da es unmöglich ist, die Verantwortung für die Emotionen anderer zu übernehmen.

“Ich darf keine Fehler machen, weil das zeigt, dass ich unfähig bin.”
Dieser Glaubenssatz verbindet Fehler direkt mit dem eigenen Selbstwert. Für hochsensible Menschen ist es besonders schwer, sich Fehler zu verzeihen, da sie diese als Beweis für ihre Inkompetenz oder Unfähigkeit sehen. Dies führt oft zu übermäßiger Angst vor dem Scheitern und einem ständigen Druck, fehlerfrei zu sein, was sie daran hindert, Risiken einzugehen oder Neues auszuprobieren.

Junge Frau steht alleine und nachdenklich im Vordergrund, während sie von einer Gruppe lachender Freundinnen im Hintergrund beobachtet wird.

Weitere mögliche Glaubenssätze:

  1. “Ich muss es allen recht machen.”
    Dieser Glaubenssatz führt dazu, dass HSP ständig versuchen, die Bedürfnisse und Erwartungen anderer zu erfüllen, oft auf Kosten ihrer eigenen Grenzen und Bedürfnisse.
  2. “Wenn jemand enttäuscht ist, bin ich schuld.”
    HSP neigen dazu, die Enttäuschungen und negativen Gefühle anderer auf sich zu beziehen, auch wenn sie nicht direkt verantwortlich sind.
  3. “Ich darf keine negativen Emotionen zeigen.”
    Viele HSP glauben, dass sie immer ruhig und positiv sein müssen, um Konflikte zu vermeiden oder anderen nicht zur Last zu fallen.
  4. “Es ist meine Aufgabe, andere glücklich zu machen.”
    Dieser Glaubenssatz lässt HSP die Verantwortung für das emotionale Wohlbefinden ihrer Mitmenschen übernehmen, was zu einer Überlastung führen kann.
  5. “Wenn etwas schiefgeht, habe ich versagt.”
    HSP tendieren dazu, sich für Fehler oder Probleme verantwortlich zu fühlen, selbst wenn sie nichts damit zu tun haben oder es nicht in ihrer Macht liegt, die Situation zu kontrollieren.
  6. “Ich bin nicht gut genug, so wie ich bin.”
    Ein tief sitzendes Gefühl der Unzulänglichkeit kann dazu führen, dass HSP ständig versuchen, sich zu verbessern und den eigenen Wert infrage stellen, was wiederum zu Selbstvorwürfen führt.
  7. “Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden.”
    Dieser Glaubenssatz drängt HSP dazu, Perfektion zu verfolgen, da sie glauben, dass nur bedingungslose Perfektion sie in den Augen anderer wertvoll macht.
  8. “Meine Bedürfnisse sind weniger wichtig als die der anderen.”
    Viele HSP stellen ihre eigenen Bedürfnisse hintenan, was zu Erschöpfung und innerem Groll führen kann, wenn sie immer für andere da sind, aber sich selbst vernachlässigen.
  9. “Ich darf keine Schwäche zeigen.”
    HSP glauben oft, dass sie stark und unabhängig sein müssen und Schwäche (z. B. das Bedürfnis nach Hilfe) ein Zeichen von Versagen ist.
  10. “Ich bin zu empfindlich.”
    Viele HSP haben den Glaubenssatz verinnerlicht, dass ihre Empfindsamkeit eine Schwäche ist, was dazu führt, dass sie ihre eigene Wahrnehmung und ihr Fühlen infrage stellen.
  11. “Es liegt an mir, Konflikte zu vermeiden.”
    HSP haben häufig das Bedürfnis, Harmonie zu bewahren und Konflikte um jeden Preis zu vermeiden, was sie dazu bringt, sich selbst die Schuld zu geben, wenn Spannungen oder Auseinandersetzungen auftreten.
  12. “Ich muss immer stark und belastbar sein.”
    HSP glauben manchmal, dass sie keine Schwäche zeigen dürfen, was dazu führt, dass sie sich schuldig fühlen, wenn sie erschöpft oder überwältigt sind.

Das Bewusstsein über diese Glaubenssätze kann ein erster Schritt sein, um sie zu hinterfragen und durch gesündere Überzeugungen zu ersetzen. Diese Überzeugungen können durch Reflexion und spezifische Übungen verändert werden, um eine liebevollere und weniger kritische Beziehung zu sich selbst zu entwickeln.

Solche Glaubenssätze setzen einen enormen Druck auf HSP, was wiederum zu häufigem innerem Stress führt und sie anfälliger für Selbstvorwürfe und Schuldgefühle macht.

Deshalb habe ich heute ein paar Übungen für Dich die Du zur Auflösung von Schuldgefühlen und Glaubenssätzen nutzen kannst.

Um den Kreislauf aus Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und negativen Glaubenssätzen zu durchbrechen, können Dir die folgenden verschiedene Übungen und Ansätze helfen.

  1. Selbstmitgefühl entwickeln

Du solltest dich darin üben, freundlicher und verständnisvoller mit Dir selbst umzugehen. Dazu gehört auch, Dir selbst zu vergeben und zu akzeptieren, dass Fehler ein Teil des menschlichen Daseins sind.

Übung: Schreibe dir in einem Tagebuch Situationen auf, in denen du Schuldgefühle hattest, und frage dich, ob du in der gleichen Situation einem Freund oder einer Freundin genauso streng begegnet wärst wie dir selbst. Formuliere dann eine freundlichere und mitfühlendere Antwort.

  1. Achtsamkeitstraining

Achtsamkeit hilft Dir dabei, negative Gedanken und Glaubenssätze zu erkennen, ohne Dich von ihnen überwältigen zu lassen. Achtsamkeit kann hochsensiblen Menschen generell helfen, den inneren Kritiker bewusst wahrzunehmen und zu hinterfragen.

Übung: Setze dich jeden Tag für ein paar Minuten hin, schließe die Augen und beobachte deine Gedanken, ohne auf sie zu reagieren. Nimm wahr, wie oft du dich selbst verurteilst, und versuche, diesen Gedanken mit Achtsamkeit zu begegnen.

  1. Reframing von Glaubenssätzen

Negative Glaubenssätze können durch positive, realistische Überzeugungen ersetzt werden. Es geht darum, alte Überzeugungen zu hinterfragen und neue, gesündere Perspektiven zu entwickeln.

Übung: Schreibe dir einen negativen Glaubenssatz auf, z. B. “Ich muss immer perfekt sein.” Überlege, woher dieser Glaubenssatz kommt, und formuliere eine alternative, positive Überzeugung, z. B. “Es ist in Ordnung, Fehler zu machen, weil ich aus ihnen lernen kann.”

  1. Vergebung üben

Selbstvergebung ist ein kraftvolles Werkzeug, um mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen umzugehen. Es bedeutet, sich selbst zu erlauben, Fehler zu machen und daraus zu lernen, anstatt sich ewig zu verurteilen.

Übung: Schreibe einen Brief an dich selbst, in dem du dir für eine bestimmte Situation vergibst, in der du dich schuldig fühlst. Dieser Brief muss nicht an jemanden gesendet werden – er dient nur dazu, dir selbst Erleichterung zu verschaffen.

  1. Grenzen setzen und Verantwortung abgeben

Wir HSP neigen oft dazu, Verantwortung für die Gefühle und Probleme anderer zu übernehmen. Es ist aber wirklich wichtig, zu lernen, klare Grenzen zu setzen und zu erkennen, dass nicht alles in unserer Verantwortung liegt.

   – Übung: In einer konkreten Situation, in der du dich verantwortlich fühlst, frage dich: “Ist es wirklich meine Verantwortung, diese Situation zu lösen?” Überlege, was du tatsächlich beeinflussen kannst, und was nicht.

Fazit

Wir HSP sind aufgrund unserer besonderen Empfindsamkeit häufig stärker von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen betroffen. Diese Gefühle hängen oft mit tief verwurzelten Glaubenssätzen zusammen, die uns zu perfektionistischem oder überverantwortlichem Verhalten drängen. Durch die eben genannten Übungen wie Selbstmitgefühl, Achtsamkeit und das Reframing von Glaubenssätzen können wir HSP lernen, uns von diesen negativen Emotionen zu befreien und ein erfüllteres, stressfreieres Leben zu führen.

Das Bewusstsein für die eigenen inneren Muster ist der erste Schritt in Richtung Heilung und innerer Ruhe. Durch regelmäßige Reflexion und die Anwendung der genannten Übungen können wir mehr Selbstakzeptanz entwickeln und lernen, uns von übermäßigen Schuldgefühlen zu distanzieren.

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Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.