#114 – Hochsensibilität & Medikamente: Achtsam umgehen und richtig dosieren

Episode Nr. #114

12.11.2024

Hochsensibilität & Medikamente: Achtsam umgehen und richtig dosieren

DISCLAIMER

Die Informationen in dieser Podcast-Folge basieren auf persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen von mir und meinen Klientinnen. Sie dienen ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzen keinesfalls den Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin. Jeder Mensch ist einzigartig, und was für eine Person funktioniert, muss nicht zwangsläufig für eine andere geeignet sein.

Bitte beachte, dass ich keine medizinische Fachkraft bin und keine medizinischen Ratschläge geben kann oder darf. Wenn du Fragen zu deiner Gesundheit oder zu Medikamenten hast, wende dich bitte immer an deinen behandelnden Arzt oder deine behandelnde Ärztin. Nur sie können deine individuelle Situation beurteilen und dir eine auf dich zugeschnittene medizinische Beratung geben.

Änderungen in der Medikation oder Dosierung sollten niemals ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt vorgenommen werden. Deine Gesundheit und Sicherheit stehen an erster Stelle.

Dieser Podcast soll dazu anregen, achtsam mit sich selbst umzugehen und das Gespräch mit medizinischen Fachkräften zu suchen, um die bestmögliche Behandlung für dich als hochsensible Person zu finden.

Hochsensible Persönlichkeiten zeichnen sich durch eine besonders intensive Verarbeitung von Sinneseindrücken und Emotionen aus. Diese Eigenschaft kann auch die Reaktion auf Medikamente erheblich beeinflussen, was eine sorgfältige Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen HSP und pharmazeutischen Wirkstoffen erforderlich macht.

Allgemeine Auswirkungen von Medikamenten auf HSP

Verstärkte Reaktionen

HSP reagieren oft sensibler auf Medikamente als der Durchschnitt. Sowohl die erwünschten Wirkungen als auch die Nebenwirkungen können intensiver ausfallen.

Beispiel aus dem Alltag:

Sarah, eine hochsensible Frau, nahm einmal eine handelsübliche Kopfschmerztablette ein. Während ihre Kollegen im Büro kaum Wirkung verspürten, fühlte sie sich innerhalb einer halben Stunde nicht nur schmerzfrei, sondern auch ungewöhnlich müde und benommen. Diese Erfahrung machte ihr bewusst, wie anders ihr Körper auf Medikamente reagieren kann.

Niedrigere Dosierungen

Aufgrund der verstärkten Reaktionen benötigen HSP häufig geringere Dosierungen. Eine sorgfältige, individuelle Anpassung der Medikamentendosis ist daher unerlässlich.

Beispiel aus dem Alltag:

Michael, ein hochsensibler Mann, wurde wegen Schlafstörungen ein Schlafmittel verschrieben. Die empfohlene Standarddosis ließ ihn am nächsten Tag wie betäubt fühlen. In Absprache mit seinem Arzt reduzierte er die Dosis auf die Hälfte und fand so die für ihn optimale Balance zwischen verbessertem Schlaf und Wohlbefinden am Tag.

Spezifische Medikamentengruppen

Psychopharmaka

Bei HSP sollte der Einsatz von Psychopharmaka besonders sorgfältig abgewogen werden. Die Wirkungen auf das sensible Nervensystem können unvorhersehbar sein.

Beispiel aus dem Alltag:

Lisa, eine hochsensible Studentin, wurde aufgrund von Angstsymptomen ein leichtes Antidepressivum verschrieben. Schon nach wenigen Tagen bemerkte sie nicht nur eine Verbesserung ihrer Ängste, sondern auch eine erhöhte Sensibilität für Geräusche und Licht. In Zusammenarbeit mit ihrem Arzt passte sie die Dosis an und ergänzte die Behandlung mit Verhaltenstherapie, um einen ausgewogenen Ansatz zu finden.

Schmerzmittel

HSP können auf Schmerzmittel unterschiedlich reagieren. Einige berichten von einer erhöhten Wirksamkeit, andere von verstärkten Nebenwirkungen.

Beispiel aus dem Alltag:

Thomas, ein hochsensibler Lehrer, litt unter gelegentlichen Rückenschmerzen. Er stellte fest, dass bereits eine Viertel der empfohlenen Dosis eines entzündungshemmenden Schmerzmittels ausreichte, um seine Beschwerden zu lindern. Gleichzeitig vermied er so die Magenbeschwerden, die er bei höheren Dosen erlebte.

Stimulanzien

Koffein oder verschreibungspflichtige Stimulanzien können bei HSP zu einer Überreizung führen und sollten mit Vorsicht eingesetzt werden.

Beispiel aus dem Alltag:

Emma, eine hochsensible Grafikdesignerin, bemerkte, dass selbst eine kleine Tasse Kaffee am Morgen sie den ganzen Tag über nervös und unkonzentriert machte. Sie entschied sich, auf koffeinfreie Alternativen umzusteigen und fand heraus, dass Kräutertees ihr die nötige Energie gaben, ohne ihr sensibles System zu überreizen.

 Tipps für den Umgang mit Medikamenten für HSP

  1. Führe ein Medikamenten-Tagebuch: Notiere täglich, welche Medikamente du in welcher Dosierung einnimmst und wie du dich fühlst. Dies hilft dir, Muster zu erkennen und die optimale Dosierung zu finden.
  1. Beginne mit der geringsten Dosis: Starte bei neuen Medikamenten immer mit der kleinstmöglichen Dosis und steigere diese langsam, falls nötig. Du könntest beispielsweise an einem ruhigen Wochenende beginnen, um mögliche Nebenwirkungen besser beobachten zu können.
  1. Achte auf deine Körpersignale: Als HSP hast du oft ein feines Gespür für deinen Körper. Nutze diese Fähigkeit! Wenn du bemerkst, dass sich etwas anders anfühlt oder sich deine Stimmung verändert, notiere das sofort.
  1. Informiere deinen Arzt über deine Hochsensibilität: Nicht alle Ärzte sind mit dem Konzept der Hochsensibilität vertraut. Erkläre deinem Arzt, dass du möglicherweise sensibler auf Medikamente reagierst.
  1. Erforsche alternative Behandlungsmethoden: Manchmal können nicht-medikamentöse Ansätze wie Akupunktur, Meditation oder Physiotherapie eine gute Ergänzung oder Alternative sein. Überlege dir zum Beispiel, ob Yoga oder Achtsamkeitsübungen dir helfen könnten.
  1. Plane Einnahmezeitpunkte sorgfältig: Wenn du weißt, dass ein Medikament dich müde macht oder andere Nebenwirkungen hat, plane die Einnahme so, dass es deinen Alltag am wenigsten beeinträchtigt – vielleicht abends vor dem Schlafengehen?
  1. Bereite dich auf Nebenwirkungen vor: Informiere dich im Voraus über mögliche Nebenwirkungen und habe einen Plan parat, wie du damit umgehen kannst. Wenn du beispielsweise weißt, dass ein bestimmtes Medikament Schwindel verursachen kann, plane Aktivitäten so ein, dass sie dir nicht zum Nachteil werden.
  1. Nutze Unterstützung: Bitte Freunde oder Familie darum, auf mögliche Verhaltensänderungen zu achten, die du selbst vielleicht nicht bemerkst. Sie können dir wertvolle Rückmeldungen geben und dich unterstützen.

Fazit

Der Umgang mit Medikamenten erfordert bei hochsensiblen Persönlichkeiten besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Eine individuell angepasste, vorsichtige Herangehensweise ist unerlässlich. Während Medikamente in einigen Fällen notwendig und hilfreich sein können, sollten HSP und ihre Ärzte stets die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen und alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht ziehen.

Das Ziel sollte sein, eine Balance zu finden, die die Vorteile der medikamentösen Behandlung nutzt, ohne die besonderen Bedürfnisse und Empfindlichkeiten hochsensibler Menschen zu vernachlässigen. Mit der richtigen Herangehensweise und einem bewussten Umgang können HSP lernen, Medikamente effektiv zu nutzen und gleichzeitig ihre einzigartige Sensibilität zu respektieren und zu schützen.

 

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Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.