
Stell dir vor: Dein Laptop ist offen, die To-do-Liste wächst schneller als du kreuzen kannst, im Kopf surren Ideen – und trotzdem fühlst du dich, als würdest du auf der Stelle treten. Unser Reflex: mehr Gas geben. Doch oft liegt der nächste echte Schritt nicht im Beschleunigen, sondern im Innehalten.
In diesem Artikel zeige ich dir, warum Pausen kein Rückschritt sind, sondern dein Karriereturbo – gerade, wenn du hochsensibel, vielseitig interessiert und empathisch bist (Scansitive eben). Du bekommst meine persönliche Story, handfeste Gründe aus Gehirn & Praxis und 5 alltagstaugliche Tools – plus eine kleine Wochen-Challenge.
Direkt nach dem ersten Corona-Lockdown stand die Welt auf Pause – und ich auch. Von heute auf morgen fielen Firmenbesuche, Teamformate und Termine in der Praxis weg. Panik. Der Kopf wollte alles gleichzeitig lösen, doch mein System signalisierte: Stopp.
Ich erlaubte mir eine echte Atempause. Keine Weltflucht, sondern ein Reset: sacken lassen, ordnen, fragen „Wie kann es weitergehen?“. In dieser Stille sortierten sich Gedanken, neue Ideen tauchten auf – und die Bedürfnisse meiner Kund:innen veränderten sich. Plötzlich brauchte es lebendige Online-Zusammenarbeit, klare Strukturen und Raum für echten Austausch am Bildschirm.
Die Pause war kein Rückschritt. Sie wurde mein Sprungbrett in eine tragfähige Richtung.
Ob angestellt oder selbstständig – ohne Unterbrechung zahlen wir einen Preis.
Angestellt: Du liest denselben Satz dreimal, doch nichts bleibt hängen. Du bist körperlich da, geistig längst auf dem Sofa.
Selbstständig: Jeder Auftrag fühlt sich wie ein Sprint an, Erfolge verpuffen, und im Kopf bleibt nur „Und was jetzt?“.
Pausen zu vermeiden ist wie fahren ohne Tankstopp: Du kommst ein Stück – bis du liegenbleibst. Und selten dort, wo du bleiben willst.
Neurobiologie: Dein Gehirn arbeitet in Anspannung–Entspannung-Zyklen. In Pausen wird der „innere Schreibtisch“ aufgeräumt: Wissen sortiert sich, Erinnerungen festigen sich, kreative Verknüpfungen entstehen.
Kreativität: Die besten Ideen kommen, wenn wir nicht drücken. Spaziergang, Dusche, Blick aus dem Fenster – dein Unterbewusstsein arbeitet leise weiter.
Selbstfürsorge: Pausen sagen: Ich zähle. Das schafft innere Sicherheit und setzt ein gesundes Signal in deinem Umfeld.
Perspektive: Innehalten ist wie ein Aussichtspunkt: Du siehst, wo du stehst, welche Wege offen sind – und welcher wirklich deiner ist.
Wichtig für Scansitives: Ein feines Nervensystem nimmt viel auf. Pausen sind Hygiene, nicht Luxus. Ohne sie drohen Reizüberflutung, Gereiztheit und kreativer Leerlauf.
90/5-Rhythmus
90 Minuten Fokus, dann 3–5 Minuten bewusst etwas anderes: aufstehen, Schultern kreisen, tief atmen, aus dem Fenster schauen. Mini-Reset, große Wirkung.
Offline-Fenster
Nach 20 Uhr oder halbe Tage am Wochenende: Flugmodus. Lies, geh spazieren, starre in den Himmel. Dein Nervensystem dankt’s – und Ideen haben wieder Platz.
Kalenderblocker
Pausen sind Termine mit dir selbst. Trag sie verbindlich ein. So, wie du Meetings mit anderen nicht absagst, sagst du sie dir auch nicht ab.
Reflexionsfragen
Gönn dir in längeren Pausen 10 stille Minuten mit zwei Fragen:
„Bin ich auf dem richtigen Weg?“ und „Was brauche ich gerade, um gut weiterzugehen?“
Antworten kommen leichter, wenn es ruhig ist.
Schuldgefühle loslassen
Pausen sind Investitionen. Wie im Sport gehört Regeneration zum Training. Ohne Erholung kein nachhaltiger Erfolg – auch nicht im Job.
Such dir diese Woche einen festen Pausenmoment (10 Minuten bis halber Tag) und block ihn im Kalender. Beobachte:
Was verändert sich in Körper & Kopf?
Welche Gedanken tauchen auf?
Was nimmst du danach anders wahr?
Notiere am Ende der Woche kurz: Was hat mir diese Pause gebracht? und Was möchte ich beibehalten?
Teile gern deine Erkenntnisse in unserer Scansitives-Community – wir feiern deine Aha-Momente. 💛
Sind Pausen nicht unproduktive Zeit?
Nein. Sie machen Produktivität erst nachhaltig – Fokus, Kreativität und Freude steigen spürbar.
Wie erkläre ich Pausen meinem Team/der Führungskraft?
Sprich über Wirkung: „Kurze Regeneration hilft mir, konzentrierter zu arbeiten und Fehler zu vermeiden.“ Vereinbart klare Rahmen (z. B. 90/5 oder Fokusblöcke).
Was, wenn ich in der Pause unruhig werde?
Normal. Starte klein: 2 Minuten bewusst atmen, Schultern lockern, Wasser trinken. Mit Übung wird Stille vertrauter.
Innehalten heißt nicht, stehenzubleiben. Es heißt, dich auszurichten. So wird dein nächster Schritt klar – und fühlt sich an wie deiner.