
Diese Podcastfolge ist Teil der Themenwelt Hochsensibilität. Auf der Übersichtsseite zu Hochsensibilität findest du weitere Beiträge, Podcastfolgen und praktische Tipps, wie du als hochsensibler Mensch deinen Alltag leichter gestalten kannst.
Wut ist kein Charakterfehler, sondern ein Hinweisschild deines Nervensystems. In diesem Artikel bekommst du einen 5-Minuten-Plan für akute Überreizung, sanfte Reframes zu drei hartnäckigen Missverständnissen – und Formulierungsbeispiele für Grenzen light im Business und privat.
Lesezeit: 6–8 Minuten
Geeignet für: fein wahrnehmende Menschen, Scanner-Persönlichkeiten, sensible Selbstständige
Wut ist Energie. Sie entsteht oft, wenn Reize, Erwartungen und Selbstansprüche sich stapeln. Dein System ruft dann: „Stopp – ich brauche Sicherheit!“
Wenn wir das überhören, explodiert die Wut später – oder sie friert ein und macht uns still, erschöpft, zynisch. Der Ausweg ist Regulation vor Reaktion: kurz anhalten, runterfahren, dann bewusst handeln.
Frag dich gern:
Was brauche ich gerade: Klarheit, Struktur oder sanfte Motivation?
Welcher erste Schritt fühlt sich heute leicht an?
Reframe: Wut ist Energie für Schutz & Grenze. Sie sagt: „Hier stimmt etwas nicht für mich.“ Wenn du sie als Hinweisschild liest, kannst du prüfen: Welche Grenze wurde übertreten? Welches Bedürfnis ist unversorgt? So wird aus „Fehler“ eine Ressource für Selbstfürsorge.
Reframe: Zusammenreißen erzeugt Druck – und Druck sucht sich ein Ventil. Was hilft, ist Regulation: kurz stoppen, atmen, Reize reduzieren, dann entscheiden. Das ist keine Schwäche, sondern kluge Selbststeuerung.
Reframe: Geschluckte Grenzen werden später zu Über-Grenzen (scharfer Ton, Rückzug, Knall). Eine kleine, klare Bitte im richtigen Moment erhält Verbindung statt Drama.
Ziel: in kurzer Zeit vom Alarm in Richtung Sicherheit – freundlich, klar, effektiv.
Minute 1 – Stoppschild
3 bewusste Atemzüge, Blick in die Weite (Fenster/Horizont). Leiser Satz: „Ich halte kurz an. Ich bin hier.“
Minute 2 – Sensor-Reset
Kaltes Wasser über die Handgelenke oder Igelball/Noppen in der Hand. Spüre: kalt, prickelnd, da.
Minute 3 – Micro-Move
60 Sekunden langsam gehen (Treppe rauf/runter), Schultern lockern, Kiefer lösen.
Minute 4 – Satz-Anker
„Ich bin sicher. Ich kann später reagieren.“ (3-mal). Alternativ: „Ich darf mir Zeit nehmen.“
Minute 5 – Grenze light
Ein Satz, klar & wertschätzend: „Ich brauche 10 Minuten Ruhe, dann klären wir das.“
Oder zeitlich konkret: „Das ist gerade viel – ich komme um 15:30 darauf zurück.“
Merksatz: Erst regulieren, dann reagieren.
Business (Kund:innen/Team):
„Danke für den Input. Ich sortiere das bis 15:30 und schicke dir eine klare Empfehlung.“
„Für eine gute Antwort brauche ich kurz Ruhe. Ich melde mich heute Nachmittag mit dem nächsten Schritt.“
Privat (Partner:in/Familie):
„Ich bin gerade überreizt und will dir fair zuhören. Gib mir 10 Minuten, dann bin ich wieder da.“
„Das Thema ist mir wichtig – lass uns heute um 19:30 in Ruhe sprechen.“
Schreibe 3 Signale auf, die bei dir vor der Welle erscheinen, z. B.:
Atem wird flach
Geräusche werden „spitz“
Kieferdruck, Schultern hoch
Schneller Ton, innere Ungeduld
Lege dir 1–2 Satz-Anker bereit:
„Ich darf langsam machen.“
„Ich kümmere mich erst um Sicherheit, dann ums Problem.“
Nimm einen Schritt – am besten Atem + Satz-Anker:
3 tiefe Atemzüge, dann: „Ich bin sicher. Ich kann später reagieren.“
Sobald möglich, ergänze Micro-Move oder Sensor-Reset. Kleine Dosen zählen.
Ist Wut bei fein wahrnehmenden Menschen normal?
Ja. Sie zeigt oft Überreizung oder eine übergangene Grenze.
Wie entschuldige ich mich, ohne mich kleinzumachen?
„Eben war ich im Alarm. Mein Ton war scharf – das tut mir leid. Mir ist respektvolle Kommunikation wichtig. Ich brauche kurz Zeit und komme dann darauf zurück.“
Wie übe ich das im Alltag?
Stell dir Erinnerungen an „Rush-Stunden“, nutze denselben Satz-Anker, feiere kleine Erfolge (30 Sekunden zählen!).
Doomscrolling & Reizhygiene – schneller runterfahren → Das ist mein Thema!
Schlaf & Nervensystem – erholsame Nächte vorbereiten → Will ich lesen/hören!
Soziale Erschöpfung – Grenzen ohne schlechtes Gewissen → Direkt zur Folge!
Pillar-Seite Hochsensibel – Basics & Alltag → /hochsensibel/
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Reflexionsfrage zum Mitnehmen:
Welcher Schritt fühlte sich heute am leichtesten an – und wo setzt du ihn diese Woche ein?