#047 – HSP & der liebe Stress

Episode Nr. #047

01.08.2023

HSP & der liebe Stress

Stress für HSP – wo kommt er auf und was kannst Du dagegen tun?

Arbeitsdruck bei HSP

Stress entsteht bei HSP vor allem durch einen hohen Input an Reizen und dem Versuch, sich dagegen zu wehren oder sie zu verarbeiten. Arbeitsstress entsteht vor allem dann, wenn Du Deine Grenzen nicht beachtest. Du weißt meist ganz genau, wo Deine Belastungsgrenze liegt, gehst aber oft über diese Grenze, um es zum Beispiel anderen Recht zu machen.

Wenn es Dir gelingt, das Überangebot an Reizen zu reduzieren und gleichzeitig zu Deinen Fähigkeiten zu stehen, (also Deine Grenzen anzuerkennen und zu wahren) bringst Du gute Leistungen und bist sehr kreativ.

Wenn Du Dich aber ständig überforderst, kommst Du immer wieder in Erschöpfungszustände. Und manche HSP kämpfen bis zum letzten Schritt, also bis sie nicht mehr können und sie dann vielleicht sogar einen Arzt oder Therapeuten brauchen.

Stress durch Überforderung des Nervensystems

Störende Reize bringen Hochsensible in der Regel früh an ihre Belastungsgrenzen. Der Körper reagiert auf die Überreizung des Nervensystems mit Schmerzen, Müdigkeit und muskulären Verspannungen.

Du hast dann nur noch das Bedürfnis, „Ich muss hier weg! So schnell wie möglich, sonst breche ich zusammen, oder in Tränen aus – ich will einfach nur raus – die Situation verlassen“.

Da das aber oft nicht möglich ist, erhöht sich der Stresslevel noch weiter. Du unterdrückst Deine Emotionen und folgst nicht Deiner Intuition, sondern versuchst Dich anzupassen.

Solche Situationen und massiver Stress auf der Arbeit führen dazu, das HSP häufig an Angststörungen leiden oder von Burnout betroffen sind. Viele haben Angst, auf der Arbeit zu versagen, zu wenig zu leisten oder einfach nicht gut genug zu sein. Und genau durch diese Ängste werden sie im Endeffekt noch weniger belastbar, denn das laugt sie zusätzlich aus und raubt ihnen die letzte Energie.

Eine Abhärtung oder eine Gewöhnung ist nicht möglich.

Solche Sprüche kennst Du vielleicht auch noch: „Das härtet ab.“ „Schaff Dir mal ein dickeres Fell an“ oder „Daran gewöhnst du dich schon noch”.

Der Versuch, sich gegen die Reizeinwirkung abzuhärten nützt einfach nichts.

 Wer Lärm nicht aushält, dem bringt es nichts, sich vorsätzlich Lärm auszusetzen. Das nervliche Anpassungspotential ist längst erschöpft.

Auch eine Gewöhnung an Reize ist nicht möglich.

Ich bin ehrlich, ich habe es immer wieder versucht. Ich habe geübt z. B. ein Radio im Büro auszuhalten. Das geht genau so lange gut, wie ich nicht noch zusätzlichen Reizen ausgesetzt bin. Wenn dann noch Gespräche, Telefonate und andere alltägliche Geräusche hinzukommen, dann kann ich mich nicht konzentrieren. Die Musik hat mich zunehmend genervt und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Dazu bräuchte ich einen effektiven Reizfilter, und der ist eben schlichtweg nicht vorhanden. Mit der Zeit verstärkt sich dann das Problem sogar noch, weil Du schon morgens weißt, dass die Kollegen das Radio wieder einschalten. Daher ist es besser, die Geräusche zu dämpfen (inzwischen liebe ich meine Loop experience earpluggs oder wenn möglich die Geräuschquelle abzuschalten.

Sag Deinen Kollegen, wenn Dich etwas stört. Ich durfte das auch lernen. Aber wenn Du es ihnen vernünftig erklärst, ihnen sagst, wie es Dir damit geht, dann werdet ihr eine Lösung finden. Bitte einfach um Verständnis.

Strategien gegen Stress

Verschiedene körperliche und geistige Aktivitäten, helfen Stress abzubauen bzw. schon von vorneherein zu vermeiden:

  1. Lerne, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Nicht „mit dem Kopf durch die Wand”, sondern den Kollegen klar machen, warum man bestimmte Sachen anders macht; um Verständnis werben.
  2. Bewegung hilft Stress abzubauen und steigert Deine Resillienz. Regelmäßige Bewegung ist vor allem bei sitzender Arbeit wichtig. Sport hält den Körper fit und baut Stresshormone ab
  3. Das Selbstbewusstsein stärken und zu sich stehen. Nimm Dich selbst wichtig.
  4. Pausen machen. Leg während der Arbeit regelmäßig Pausen ein. Mach etwas, dass Dich entspannt. Achte dabei auf Deinen persönlichen Rhythmus, Deine Grenzen und setze sie selbstbewusst durch, Vermeidbare Lärmquellen abstellen. Prioritäten setzen und Dinge einzeln tun.
  5. Ausgleichende Freizeitbeschäftigung: Wichtig sind Beschäftigungen, die mit dem Beruf nichts zu tun haben. Abwechslung hilft Dir enorm und verhindert späteres Grübeln und Beschäftigung mit der Arbeit. Mach etwas völlig anderes. Basteln, Handarbeit, laufen, Im Chor singen, mit den Kindern spielen. Auf die Abwechslung kommt es an. Besser Aktiv als passiv. Wenn Du in Deiner Freizeit nur Netflix guckst, wirst Du die aufgestauten Stresshormone nicht los. Die Folge davon ist Erschöpfung, Verspannungen & Schlafprobleme.

Bonus:

Hier noch ein Mental Trick, wie man sich vor unliebsamen Reizen abschirmen kann. Den hab ich aus verschiedenen Therapieansätzen in Form von unterschiedliche Übungen mitgenommen. z. B., wie Du lernst, Dich selbst zu schützen.

Dabei legst Du Dir selbst gedanklich einen dicken Mantel um, der Dich umhüllt, oder stellst Dir eine durchsichtige Kugel vor, die undurchlässig für die Herausforderungen von außen ist.

Ich hab Dir dazu eine kurze Videoanleitung erstellt.

Und wie immer sei an dieser Stelle betont:

Probier aus, was Dich anspricht und Dir guttut. Und dann übe es und setze es immer wieder um.

Das ist ein Maraton und kein Sprint und Du wirst manchmal das Gefühl haben, dass Du feststeckst. Bleib dran, halte durch und geh Deinen Weg.

Wenn Du Unterstützung auf deinem Weg suchst, melde Dich direkt bei mir für ein Kennenlerngespräch.

 

Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.