Eine lächelnde Frau zeigt stolz ein pinkfarbenes Kleidungsstück, das sie in einem Bekleidungsgeschäft hält.

#095 – Das Schild im Nacken!

Episode Nr. #095

02.07.2024

Das Schild im Nacken!

In der heutigen Folge möchte ich das Thema Kleidung bei Hochsensiblen nochmals aufgreifen, oder wie störende Kleidungsetiketten und andere textilbedingte Herausforderungen das Leben von Hochsensiblen beeinflussen. Spannenderweise kommt das Thema immer zum Sommer- und zum Winterbeginn vermehrt ins Bewusstsein der Hochsensiblen.

Daher möchte ich in der heutigen Folge nochmal auf die typischen Herausforderungen von HSP in Sachen Kleidung eingehen und gebe Dir am Ende wieder hilfreiche Tipps, damit Deine nächste Shoppingtour zu tollen Ergebnissen führt.

Aber wie erleben Hochsensible denn jetzt diese unangenehmen Reize von Kleidung und wie kann sich das ein normal sensibler vorstellen. Dazu habe ich einige Beispiele von meinen Klientinnen zusammengefasst.

Stell dir vor, du hast ein neues Shirt, das perfekt aussieht und super sitzt. Doch sobald du es anziehst, fühlt es sich an, als würde ein kleines Stück Sandpapier ständig gegen deinen Nacken reiben. Für viele ist das nur eine kleine Unannehmlichkeit, aber für Menschen, die wie Julia hochsensibel sind, kann so ein störendes Etikett den ganzen Tag ruinieren.

 

Julia und das ewige Problem mit den Etiketten

Julia hat eine hohe sensorische Sensibilität, was bedeutet, dass kleine Dinge, die andere kaum bemerken, für sie sehr störend sein können. Bei Kleidung sind es oft die Etiketten im Nacken, die kratzen und jucken. Anfangs versuchte sie, es zu ignorieren, aber es wurde schnell klar, dass sie so nicht arbeiten konnte. Ihre Lösung? Sie lernte, mit einem kleinen Nahtauftrenner vorsichtig jedes Etikett zu entfernen, ohne den Stoff zu beschädigen. Seitdem sucht sie gezielt nach Kleidung, die mit aufgedruckten Informationen direkt auf dem Stoff  – ganz ohne Etiketten auskommt.

 

Markus und seine Wollpullover-Misere

Markus liebt den Look von Wollpullovern, besonders im Winter. Aber jedes Mal, wenn er sie trägt, endet es mit Hautirritationen und einem Gefühl, als würden tausend kleine Nadeln seine Haut piksen. Für jemanden wie Markus, der sehr empfindlich auf Textur reagiert, ist das ein echtes Problem. Die Lösung? Er hat herausgefunden, dass Materialien wie Baumwolle und Seide viel sanfter zu seiner Haut sind. Jetzt achtet er beim Einkaufen speziell darauf, wie sich ein Stoff anfühlt. Wenn es sich nicht weich und angenehm anfühlt, bleibt es im Laden.

 

Sarahs Kampf mit engen Jeans

Sarah hat oft das Gefühl, dass enge Kleidung sie nicht nur körperlich einengt, sondern auch ihre Atmung und ihr Wohlbefinden beeinträchtigt. Eine enge Jeans kann bei ihr sogar leichte Panik auslösen. Ihre Lösung? Sie hat den Sprung gewagt und ihre Garderobe auf locker sitzende Kleidung umgestellt. Fließende Stoffe und weite Schnitte geben ihr das Gefühl von Freiheit und Komfort, das sie braucht, um sich den ganzen Tag über wohl zu fühlen.

Weitere Herausforderungen können sein:

  • Reaktion auf Farben und Muster: Manche hochsensible Menschen reagieren nicht nur auf das Material, sondern auch auf die Farben und Muster ihrer Kleidung. Zu helle oder sehr kontrastreiche Muster können als überwältigend oder störend empfunden werden.

Beispiel: Lena findet leuchtende Farben und komplexe Muster zu stimulierend und unangenehm, besonders in stressigen Situationen. Sie bevorzugt daher neutrale Farben und einfache Designs, die beruhigender wirken.

  • Schwierigkeiten mit neuen Kleidungsstücken: Neue Kleidung kann ungewohnte Gerüche haben oder sich steif anfühlen, was für HSP unangenehm ist. Das erste Waschen oder mehrmalige Tragen könnte nötig sein, bevor sie sich wohl fühlen.

Beispiel: Tom kann keine neuen Jeans tragen, ohne sie zuvor mehrmals zu waschen. Der Geruch und die steife Textur neuer Jeans sind für ihn sehr unangenehm.

  1. Umwelt- und Nachhaltigkeitsbedenken: Viele HSP sind sich auch der Umweltauswirkungen ihrer Kleidung sehr bewusst, was die Auswahl geeigneter und angenehmer Kleidung weiter einschränken kann.

Beispiel: Anna bevorzugt es, ausschließlich Kleidung aus biologisch abbaubaren oder recycelten Materialien zu tragen, was ihre Auswahlmöglichkeiten begrenzt und den Einkaufsprozess erschwert. Sie setz deshalb inzwischen auf Shops wie ARMEDANGELS. (unbezahlte Werbung)

  • Unbequeme Schuhe: Schuhe, die nicht gut passen oder aus hartem Material bestehen, können besonders problematisch sein, da sie nicht nur Unbehagen verursachen, sondern auch den Bewegungsablauf beeinträchtigen können.

Beispiel: Jonas hat festgestellt, dass viele Schuhe, die stilistisch ansprechend sind, ihm physische Schmerzen bereiten. Er investiert nun mehr Zeit und Geld, um Schuhe zu finden, die sowohl komfortabel als auch stilvoll sind.

  • Schwierigkeiten mit Unterwäsche und Socken: Selbst kleine Nahtunebenheiten oder Etiketten in Unterwäsche und Socken können als sehr störend empfunden werden.

Beispiel: Eva hat große Schwierigkeiten, Unterwäsche zu finden, die keine störenden Nähte oder Etiketten hat. Sie verbringt viel Zeit damit, Produkte zu suchen, die ausreichend komfortabel sind.

 

Entspannte Shopping-Tipps für Hochsensible

Wenn du, wie Julia, Markus oder Sarah, beim Kleidungskauf auch häufig auf Herausforderungen stößt, hier einige Tipps, die das Einkaufen erleichtern können.

Drei junge Frauen, die in einem Bekleidungsgeschäft Kleidung aussuchen und dabei fröhlich miteinander interagieren.
Drei Freundinnen genießen eine gemeinsame Shoppingtour, während sie verschiedene Kleidungsstücke für ihre hochsensible Freundin auswählen.

  • Nimm eine vertraute Person mit: Manchmal kann es helfen, eine vertraute Person mitzunehmen, die deine Sensibilitäten kennt und dich unterstützen kann. Diese Person kann dir helfen, Entscheidungen zu treffen und dir Rückmeldung zu geben, wenn du unsicher bist.

 

  • Vermeide stressige Einkaufszeiten: Wähle für deinen Einkaufsbummel Zeiten, in denen die Läden weniger überfüllt sind. Frühe Morgenstunden unter der Woche oder später am Abend können weniger stressig sein, da weniger Menschen und damit auch weniger Lärm und Gedränge herrschen.

 

  • Bereite dich vor: Bevor du losgehst, mache dir eine klare Liste von dem, was du wirklich brauchst. Dies hilft dir, fokussiert zu bleiben und nicht von der großen Auswahl überwältigt zu werden.

 

  • Setze auf bewährte Marken und Geschäfte: Wenn du einmal Kleidung gefunden hast, die gut für dich funktioniert, überlege, ob du nicht ähnliche Stücke von derselben Marke oder demselben Geschäft kaufen möchtest. Dies kann Enttäuschungen vermeiden und den Einkaufsprozess vereinfachen.

 

Eine Hand fühlt an verschiedenen Stoffmustern, um die Textur vor der Auswahl zu überprüfen.
Sorgfältige Auswahl von Stoffen für Hochsensible.

  • Frage nach Stoffproben: In einigen Geschäften kannst du kleine Stoffproben bekommen, besonders wenn es sich um hochwertigere Artikel handelt. Diese Proben zu Hause zu testen, kann dir helfen, besser zu entscheiden, ob der Stoff langfristig angenehm für dich sein wird.

 

  • Nutze beruhigende Hilfsmittel: Wenn du weißt, dass das Einkaufen für dich oft stressig ist, kannst du beruhigende Hilfsmittel mitnehmen, wie z.B. Kopfhörer mit entspannender Musik oder Geräuschunterdrückung, um die Reizüberflutung zu minimieren.

 

  • Wähle Geschäfte mit guter Beleuchtung und wenig Duftstoffen: Einige Geschäfte verwenden starke Beleuchtung und Duftstoffe, die für HSP belastend sein können. Geschäfte mit natürlicher Beleuchtung und minimaler chemischer Belastung sind oft angenehmer.

Ein Mann prüft die Textur eines Sakkos, während er in einem modernen Bekleidungsgeschäft einkauft.
Auf der Suche nach der perfekten Kleidung und dem richtigen Material.

  • Bevorzuge Qualität über Quantität: Investiere lieber in wenige, hochwertige Kleidungsstücke, die nicht reizen und langlebig sind, anstatt viele billige Teile zu kaufen, die möglicherweise Unbehagen verursachen.

 

  • Fühl dich durch: Bevor du etwas kaufst, fühle den Stoff mit deinen Händen. Wenn er nicht sofort angenehm ist, wird er es wahrscheinlich auch nicht beim Tragen sein.

 

  • Check die Etiketten: Sieh nach, ob die Etiketten leicht zu entfernen sind oder kaufe Kleidung, die von vornherein ohne störende Etiketten kommt.

 

  • Probier’s zu Hause: Online-Shopping kann dir die Freiheit geben, in einer gewohnten und ruhigen Umgebung zu probieren, was Stress beim Anprobieren minimiert.

 

  • Nutze das Rückgaberecht: Achte darauf, dass du bei einem Händler kaufst, der ein gutes Rückgaberecht bietet. So kannst du ohne Druck herausfinden, was wirklich bequem für dich ist.

 

  • Natürliche Materialien bevorzugen: Stoffe wie Baumwolle, Bambus, Seide oder Leinen sind oft hautfreundlicher und verursachen weniger Reizungen.

 

Indem du diese Tipps befolgst und auf deine sensorischen Bedürfnisse achtest, kannst du die Herausforderungen, die Kleidung für dich als hochsensible Person darstellt, minimieren und das Einkaufen zu einer angenehmeren Erfahrung machen.

Und falls Du niemanden hast, mit dem Du Deine Einkaufsstrategie besprechen kannst, dann melde Dich einfach bei mir zu einem kostenfreien Orientierungsgespräch. Ich habe selbst Jahrelange Erfahrung mit diesem Thema und vieles ausprobiert, was Dir sicher weiterhelfen kann.

So steht deinem entspannten Sommeroutfit nichts mehr im Wege.

Und das wars dann auch schon wieder für heute mit Frau Sensibel.

Ich wünsch Dir viel Spaß beim Endlich. Selbst. Werden.

Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.