HSP nehmen ihre Umwelt oft intensiver wahr als andere Menschen. Diese besondere Empfindsamkeit führt dazu, dass sie Reize schneller und stärker verarbeiten, was nicht nur auf physische Reize wie Licht und Lärm zutrifft, sondern auch auf emotionale und zwischenmenschliche Interaktionen. Ein häufiges Thema, mit dem HSP konfrontiert sind, sind Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, die eng mit tief verwurzelten Glaubenssätzen verbunden sein können.
Schuldgefühle können bei hochsensiblen Menschen intensiver ausgeprägt sein, da sie dazu neigen, sich stark in die Gefühle anderer hineinzuversetzen und oft ein hohes Maß an Verantwortung übernehmen, selbst für Dinge, auf die sie keinen direkten Einfluss haben. Diese Selbstübernahme von Schuld kann sich in Form von Selbstvorwürfen äußern, einem inneren Dialog, der sich um vermeintliches Fehlverhalten dreht.
– “Ich hätte das anders machen sollen.”
– “Es ist meine Schuld, dass die Situation so eskaliert ist.”
– “Ich habe versagt, und jetzt sind andere enttäuscht von mir.”
Diese inneren Anschuldigungen können zu einer starken emotionalen Belastung führen und den Stresslevel von HSP erheblich erhöhen. Viele HSP neigen dazu, sich selbst mehr zu kritisieren und härter zu bewerten als andere Menschen das tun würden.
Deswegen möchte ich heute über die
Glaubenssätze sind Überzeugungen, die sich meist in der Kindheit oder im Laufe des Lebens entwickeln und unser Denken und Verhalten prägen. Bei HSP können diese Glaubenssätze besonders tief verwurzelt sein und einen erheblichen Einfluss auf die Intensität von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen haben.
Beispiele für negative Glaubenssätze, die HSP häufig beeinflussen und die Du vielleicht selbst auch kennst:
“Ich muss immer perfekt sein, sonst enttäusche ich andere.”
Dieser Glaubenssatz basiert auf der Überzeugung, dass der eigene Wert von der Perfektion des Verhaltens und der Leistung abhängt. Hochsensible Menschen haben oft das Gefühl, dass Fehler oder Unvollkommenheiten andere enttäuschen könnten, was sie dazu antreibt, übermäßig hohe Erwartungen an sich selbst zu stellen. Das kann zu ständiger Selbstkritik und einem Gefühl des Versagens führen, wenn sie nicht in der Lage sind, diesen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.
“Es ist meine Verantwortung, dass es allen gut geht.”
HSP haben oft eine starke Empathie und neigen dazu, sich für das Wohlbefinden anderer verantwortlich zu fühlen. Sie glauben, dass es ihre Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass sich alle um sie herum gut fühlen, auch wenn dies bedeutet, ihre eigenen Bedürfnisse zu ignorieren oder sich selbst zu überfordern. Dieser Glaubenssatz kann zu Burnout und Frustration führen, da es unmöglich ist, die Verantwortung für die Emotionen anderer zu übernehmen.
“Ich darf keine Fehler machen, weil das zeigt, dass ich unfähig bin.”
Dieser Glaubenssatz verbindet Fehler direkt mit dem eigenen Selbstwert. Für hochsensible Menschen ist es besonders schwer, sich Fehler zu verzeihen, da sie diese als Beweis für ihre Inkompetenz oder Unfähigkeit sehen. Dies führt oft zu übermäßiger Angst vor dem Scheitern und einem ständigen Druck, fehlerfrei zu sein, was sie daran hindert, Risiken einzugehen oder Neues auszuprobieren.
Weitere mögliche Glaubenssätze:
Das Bewusstsein über diese Glaubenssätze kann ein erster Schritt sein, um sie zu hinterfragen und durch gesündere Überzeugungen zu ersetzen. Diese Überzeugungen können durch Reflexion und spezifische Übungen verändert werden, um eine liebevollere und weniger kritische Beziehung zu sich selbst zu entwickeln.
Solche Glaubenssätze setzen einen enormen Druck auf HSP, was wiederum zu häufigem innerem Stress führt und sie anfälliger für Selbstvorwürfe und Schuldgefühle macht.
Deshalb habe ich heute ein paar Übungen für Dich die Du zur Auflösung von Schuldgefühlen und Glaubenssätzen nutzen kannst.
Um den Kreislauf aus Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und negativen Glaubenssätzen zu durchbrechen, können Dir die folgenden verschiedene Übungen und Ansätze helfen.
Du solltest dich darin üben, freundlicher und verständnisvoller mit Dir selbst umzugehen. Dazu gehört auch, Dir selbst zu vergeben und zu akzeptieren, dass Fehler ein Teil des menschlichen Daseins sind.
Übung: Schreibe dir in einem Tagebuch Situationen auf, in denen du Schuldgefühle hattest, und frage dich, ob du in der gleichen Situation einem Freund oder einer Freundin genauso streng begegnet wärst wie dir selbst. Formuliere dann eine freundlichere und mitfühlendere Antwort.
Achtsamkeit hilft Dir dabei, negative Gedanken und Glaubenssätze zu erkennen, ohne Dich von ihnen überwältigen zu lassen. Achtsamkeit kann hochsensiblen Menschen generell helfen, den inneren Kritiker bewusst wahrzunehmen und zu hinterfragen.
Übung: Setze dich jeden Tag für ein paar Minuten hin, schließe die Augen und beobachte deine Gedanken, ohne auf sie zu reagieren. Nimm wahr, wie oft du dich selbst verurteilst, und versuche, diesen Gedanken mit Achtsamkeit zu begegnen.
Negative Glaubenssätze können durch positive, realistische Überzeugungen ersetzt werden. Es geht darum, alte Überzeugungen zu hinterfragen und neue, gesündere Perspektiven zu entwickeln.
Übung: Schreibe dir einen negativen Glaubenssatz auf, z. B. “Ich muss immer perfekt sein.” Überlege, woher dieser Glaubenssatz kommt, und formuliere eine alternative, positive Überzeugung, z. B. “Es ist in Ordnung, Fehler zu machen, weil ich aus ihnen lernen kann.”
Selbstvergebung ist ein kraftvolles Werkzeug, um mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen umzugehen. Es bedeutet, sich selbst zu erlauben, Fehler zu machen und daraus zu lernen, anstatt sich ewig zu verurteilen.
Übung: Schreibe einen Brief an dich selbst, in dem du dir für eine bestimmte Situation vergibst, in der du dich schuldig fühlst. Dieser Brief muss nicht an jemanden gesendet werden – er dient nur dazu, dir selbst Erleichterung zu verschaffen.
Wir HSP neigen oft dazu, Verantwortung für die Gefühle und Probleme anderer zu übernehmen. Es ist aber wirklich wichtig, zu lernen, klare Grenzen zu setzen und zu erkennen, dass nicht alles in unserer Verantwortung liegt.
– Übung: In einer konkreten Situation, in der du dich verantwortlich fühlst, frage dich: “Ist es wirklich meine Verantwortung, diese Situation zu lösen?” Überlege, was du tatsächlich beeinflussen kannst, und was nicht.
Wir HSP sind aufgrund unserer besonderen Empfindsamkeit häufig stärker von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen betroffen. Diese Gefühle hängen oft mit tief verwurzelten Glaubenssätzen zusammen, die uns zu perfektionistischem oder überverantwortlichem Verhalten drängen. Durch die eben genannten Übungen wie Selbstmitgefühl, Achtsamkeit und das Reframing von Glaubenssätzen können wir HSP lernen, uns von diesen negativen Emotionen zu befreien und ein erfüllteres, stressfreieres Leben zu führen.
Das Bewusstsein für die eigenen inneren Muster ist der erste Schritt in Richtung Heilung und innerer Ruhe. Durch regelmäßige Reflexion und die Anwendung der genannten Übungen können wir mehr Selbstakzeptanz entwickeln und lernen, uns von übermäßigen Schuldgefühlen zu distanzieren.
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