Junge Frau mit lockigem Haar steht vor einem Spiegel und schaut sich selbst mit ruhigem, entschlossenem Blick an – Symbol für Selbstreflexion und authentisches Auftreten.

Wenn Nettsein zur Falle wird – Warum du aufhören darfst, es allen recht zu machen

Episode Nr. #146

15.07.2025

Ich will nicht mehr nett sein – sondern ehrlich

Kennst du diesen Satz:

„Ach, ist schon okay.“

Und dabei meint eigentlich alles in dir:

Nein. Ist es nicht.

Viele hochsensible Menschen neigen dazu, sich anzupassen, sich zurückzunehmen und die Erwartungen anderer über die eigenen Bedürfnisse zu stellen. Sie wollen niemandem zur Last fallen, niemanden verletzen oder enttäuschen. Und sie sind oft sehr gut darin, genau zu spüren, was andere brauchen – und gleichzeitig zu ignorieren, was sie selbst brauchen.

In diesem Blogartikel zur aktuellen Frau Sensibel-Podcastfolge geht es um ein Muster, das vielen vertraut ist – und das leise, aber nachhaltig Kraft kostet: People Pleasing.

Was ist People Pleasing überhaupt?

People Pleasing beschreibt ein Verhalten, bei dem du versuchst, es allen recht zu machen – auf Kosten deiner eigenen Wahrheit.
Du sagst Ja, obwohl du Nein meinst.
Du bist freundlich, obwohl du erschöpft bist.
Du bist hilfsbereit, obwohl du längst auf dem Zahnfleisch gehst.

People Pleasing wirkt im ersten Moment nett und sozial – aber auf Dauer führt es in innere Unklarheit, Überforderung und Selbstverleugnung.

Warum betrifft das so viele Hochsensible?

Hochsensible spüren früh, was andere fühlen – und übernehmen oft zu viel Verantwortung dafür.
Sie möchten Harmonie herstellen, Stimmungen ausgleichen, Konflikte vermeiden.
Dabei entwickeln sie unbewusst Überlebensstrategien wie:

  • sich zurücknehmen, um dazuzugehören

  • Bedürfnisse unterdrücken, um niemanden zu belasten

  • Gefühle kontrollieren, um nicht „zu intensiv“ zu wirken

So entstehen jahrelang geübte Muster, die irgendwann automatisch ablaufen – selbst wenn sie nicht mehr hilfreich sind.

Woran du erkennst, dass du im People-Pleasing-Modus bist

  • Du sagst oft Ja – obwohl du innerlich Nein spürst

  • Du entschuldigst dich vorsorglich, obwohl du nichts falsch gemacht hast

  • Du fühlst dich schuldig, wenn du dich abgrenzt

  • Du passt dich ständig an, um nicht anzuecken

  • Du hast das Gefühl, dass du dich selbst oft hinten anstellst

Diese Muster wirken subtil – aber sie hinterlassen Spuren: körperlich, emotional, mental.

Wie du Schritt für Schritt rauskommst

Die gute Nachricht: Du kannst lernen, dich selbst wieder wichtiger zu nehmen – ohne egoistisch zu sein.
Hier kommen fünf Impulse, mit denen du beginnen kannst:

1. Werde ehrlich mit dir selbst

Stell dir regelmäßig die Frage: Was will ich gerade wirklich?
Nicht was du „solltest“, nicht was „erwartet wird“ – sondern was du brauchst.

2. Übe dich im Nein-Sagen – liebevoll, aber klar

Ein „Nein“ zu anderen ist oft ein „Ja“ zu dir selbst.
Du darfst dich abgrenzen – ohne schlechtes Gewissen.

3. Sprich aus, was du wirklich fühlst

Nicht jeder muss alles wissen – aber du darfst sagen:
„Ich brauche gerade Ruhe.“
„Das überfordert mich.“
„Ich möchte darüber noch nachdenken.“

4. Lass die Verantwortung da, wo sie hingehört

Du bist nicht für die Gefühle anderer zuständig.
Du darfst Rücksicht nehmen – aber nicht auf Kosten deiner Wahrheit.

5. Feiere jedes echte „Ich“

Immer wenn du dich nicht verstellst, nicht anpasst, sondern du bleibst, stärkst du deinen inneren Kompass.
Und du zeigst: Ich bin nicht hier, um nett zu sein – sondern echt.

Authentizität statt Anpassung

People Pleasing klingt harmlos – ist aber ein leises Gift für dein Selbstwertgefühl.
Hochsensible Menschen dürfen lernen, dass sie niemandem etwas beweisen müssen. Dass sie nicht für Harmonie zuständig sind.
Und dass ihr echtes Ich – mit Kanten, Klarheit und Bedürfnissen – nicht zu viel ist, sondern genau richtig.

Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.