#024 – Nicht Du bist das Problem, sondern Deine Freunde.

Episode Nr. #024

21.02.2023

Nicht Du bist das Problem, sondern Deine Freunde.

Hochsensible Persönlichkeiten und Freundschaften

Auch bei diesem Themenbereich möchte ich verschiedene Aspekte beleuchten. Du meinst jetzt vielleicht, was kann an dem Thema Freundschaften schon so umfangreich sein? Hmmm…

Eigentlich ist es doch ganz einfach: Entweder man ist befreundet oder nicht? Richtig?

Nun, auch hier stellen sich die HSP oft etwas anderes vor als das Gegenüber also der mögliche Freund oder die mögliche Freundin.

Und ich spreche heute in erster Linie von freundschaftlichen Beziehungen, nicht von Liebesbeziehungen.

Eine echte Freundschaft hat für HSP noch vielfältige andere Hintergründe, als einfach nur bloßes Vertrauen und Zuverlässigkeit.

Es geht zudem um Vulnerabilität und Resilienz, neben vielerlei andere Schauplätze.

Erläuterung:

Zuallererst möchte ich über die Begriffe Hochsensibilität, Vulnerabilität und Resilienz und deren Definition sprechen.

Die Begriffe werden oft miteinander in Verbindung gebracht, sind aber nicht für jeden klar definiert.

Außerdem herrscht unter Psychologen und Ärzten noch immer die Ansicht, dass Vulnerabilität gleichbedeutend mit Hochsensibilität ist.

Das liegt vermutlich daran, dass das Konzept der Hochsensibilität als natürlicher und gesunder Wesenszug, also als Persönlichkeitsmerkmal bei einer großen Anzahl von Individuen noch nicht ausreichend in der Gesellschaft verbreitet ist.

Obwohl renommierte Forscher und Denker bereits seit Langem darüber publiziert haben, ist das Wissen darüber leider noch nicht in der Allgemeinbildung angekommen.

Das könnte auch daran liegen, dass das Phänomen der Hochsensibilität subtil ist und nicht leicht von anderen Phänomenen oder Störungen abzugrenzen ist.

Übrigens einer der Gründe, warum ich diesen Podcast und meinen Blog ins Leben gerufen habe.

Daher möchte ich heute zuerst Hochsensibilität von Vulnerabilität abgrenzen und dann den Begriff Resilienz kurz erläutern.

Vulnerabilität bedeutet Verletzlichkeit und bezieht sich auf die Tendenz, leichter verletzt zu werden als andere Menschen.

Hochsensibilität hingegen beschreibt eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Reizen und eine tiefere Verarbeitung von Informationen.

Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt intensiver wahr und fühlen sich oft schneller überfordert.

Das ist ein wichtiger Punkt, den es zu betonen gilt.

In der Psychologie wird Vulnerabilität oft als Persönlichkeitsmerkmal beschrieben, das sich durch bestimmte Verhaltensweisen wie Aktivität, Impulsivität, schnelle Reizbarkeit, geringes Einfühlungsvermögen und unterdurchschnittlichen IQ auszeichnet. Genau diese Merkmale treffen jedoch in der Regel eben NICHT auf hochsensible Menschen zu, die sich eher durch ihre erhöhte Empfindsamkeit und tiefere Informationsverarbeitung auszeichnen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass obwohl sowohl Vulnerabilität als auch Hochsensibilität eine erhöhte Anfälligkeit für Verletzungen bewirken können, es sich um zwei separate Phänomene handelt.

Resilienz hingegen beschreibt die Fähigkeit, sich nach belastenden Ereignissen schnell zu erholen und sich an neue Situationen anzupassen.

Es ist also möglich, dass hochsensible Menschen zwar aufgrund ihrer Empfindlichkeit verwundbarer sind, aber durch ihre Resilienz auch schneller wieder auf die Beine kommen können.

Soweit zur Erläuterung der Begriffe und Hintergründe.

Zum Thema: Warum HSP so oft missverstanden werden und Herausforderungen mit Freundschaftlichen Beziehungen haben

Wenn wir nachfühlen können, welche Gefühle und Reaktionen unser Verhalten in unseren Mitmenschen auslöst und mehr noch, wenn wir dies auch unfreiwillig stark »mitempfinden«, so erschwert dies ein egoistisches und rücksichtsloses Verhalten beträchtlich. Das führt eben häufig zu Missverständnissen in der Kommunikation mit anderen. HSP stellen für gewöhnlich ihre Wünsche, Ziele und Bedürfnisse hinten an und konzentrieren sich auf das Wohl der anderen.

Viele hochsensible Menschen weisen ein uneinheitliches Persönlichkeitsbild auf, das ihr Gegenüber dann irritiert.

Sie werden anfangs oft als angenehme Mitmenschen wahrgenommen, ruhig, bescheiden, gute Zuhörer, harmoniebedürftig, gerecht, ethisch und vor allem gewissenhaft und zuverlässig. Diese Eigenschaften werden meist sehr geschätzt.

Hör auch gerne in die Folge rein, da gebe ich Dir auch ein konkretes Beispiel aus meinem Alltag, dass ich im Text hier nicht beschreibe.

Und dann kann es vorkommen, dass hochsensible Menschen plötzlich grantig und rücksichtslos werden, wenn sie überstimuliert sind, das Maß voll ist oder ganz banal, wenn sie einfach hungrig sind. Ja, so banal kann der Auslöser sein.

In diesen Momenten scheint ihnen alles andere unwichtig  und sie möchten nur noch ihre Ruhe oder eben etwas zu essen haben.

Auch die Unfähigkeit zum Konflikt bzw. ihr Harmonibedürfniss, kann im Auge des Betrachters ein sehr dissonantes (also unstimmiges) Bild zeichnen.

Während einer scheinbar harmlosen Diskussion können hochsensible Menschen plötzlich aufgeregt werden, ohne ersichtlichen Grund weinen oder einfach davonlaufen.

Dieses Verhalten kann für nicht hochsensible Menschen schwer nachvollziehbar sein und zu Missverständnissen führen.

An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, dass diese Reaktionen oft auf eine Überreizung des Nervensystems zurückzuführen sind, die durch die erhöhte Empfindsamkeit und tiefere Informationsverarbeitung verursacht wird.

Bei der hochsensible Person liefen im Hintergrund (also in Gefühlen, Gedanken und Deep Processing) schon lange Zeit so viele Dinge ab, die das Fass nun zum Überlaufen gebracht haben.

In diesen Momenten benötigen hochsensible Menschen Zeit und Raum, um ihre Reize zu regulieren und ihre emotionale Balance wiederherzustellen.

Es ist daher wichtig, ihre Bedürfnisse und Grenzen zu kennen, zu respektieren und ihnen eine unterstützende Umgebung zu bieten, um ihre Stärken nutzen zu können.

Ein weiterer Punkt in dem die meisten Hochsensible Menschen eine gemeinsame Eigenschaft aufweisen:

Sie fühlen sich anderen Menschen tendenziell stärker verbunden als umgekehrt.

Über drei Viertel der HSP beobachten dieses einseitige Gefühl bei sich, während nur etwa fünf Prozent sich sicher sind, dass dies nicht der Fall ist.

Diese Tendenz ist bemerkenswert, da sie in Verbindung mit der menschlichen Neigung, von sich auf andere zu schließen, zu schmerzhaften Erfahrungen führen kann.

Viele HSP haben daher oft schmerzhafte Erinnerungen an Enttäuschungen durch Illoyalität von Freunden, Bekannten oder Kollegen.

In diesen Fällen haben sie sich meist ausreichend verbunden gefühlt, um ihrerseits loyal zu sein, und haben unreflektiert ähnliche Erwartungen, an die nicht hochempfindlichen Personen gehabt. Dass sich ein hochsensibler Mensch solche Ereignisse oft mehr zu Herzen nimmt, kann den Eindruck verstärken, dass er oder sie in Beziehungen stärker verbunden ist als die anderen. Und das ist jetzt eher wissenschaftlich formuliert.

Ich nehme aktuell verstärkt wahr, dass gerade HSP Herausforderungen in freundschaftlichen Beziehungen haben bzw. diese von der anderen Seite – beinahe ohne ersichtlichen Grund – beendet werden.

Wenn Du wissen willst, welche dieser Verknüpfungen Dich betreffen, dann mach den Hochsensibel Test und vereinbare ein Orientierungsgespräch mit mir.

Ich zeige Dir Wege, wie Du damit besser umgehst und zu einem selbstbestimmten Leben gelangst.

 

 

Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.