#035 – Bin ich ein Alien?

Episode Nr. #035

09.05.2023

Bin ich ein Alien?

Ich weiß, sehr heftiger und zugegeben vielleicht auch überzogener Titel.

Hier geht es aber um genau dieses Alien-Gefühl, das hochsensible Personen oft haben, wenn sie ihren Alltag bestreiten.

In diesem Zusammenhang möchte ich das Gefühl und die verschiedenen Situationen einfach mal aus meiner Sicht beschreiben und erläutern, warum das Gefühl manchmal „wie nicht von dieser Welt“ ist. Und am Ende bekommst Du wie gewohnt ein paar Tipps, wie Du aus diesem unangenehmen Gefühl wieder herauskommst.

Viele Menschen mit hoher Sensibilität kennen das Gefühl, anders zu sein, sich fremd zu fühlen oder nicht wirklich dazuzugehören. Oft beschreiben sie dieses Gefühl als “Alien- Gefühl” oder als ob sie „außerirdisch” wären. Aus eigener Erfahrung kenne ich dieses Gefühl, als ich noch nichts von Hochsensibilität wusste. Was andere erfreut, war für mich einfach zu überwältigend, während mich Dinge, die mich freuen, kaltließen. Andere konnten so viel tun, ohne überfordert zu sein, während ich mich auf weniges konzentrieren musste. Wenn ich auf einem Konzert oder bei einer Party war, konnte ich nicht verstehen, warum die Menschen dort glücklich waren. Trotzdem habe ich mich bemüht, so zu tun, als ob es mir dort gefällt, um die Stimmung der anderen nicht zu verderben. Zusätzlich haben mir meine Eltern immer wieder gesagt, dass ich mich nicht so anstellen oder kein Aufhebens machen soll.

Sie hatten bestimmte Erwartungen an mich, konnten mir aber nicht den Raum und die Bedingungen geben, unter denen ich mich entfalten konnte. Die Kombination all dieser Erfahrungen führt dazu, dass man das Gefühl hat, dass mit einem selbst etwas nicht stimmt, dass man irgendwie „nicht richtig” ist. Basierend auf meinen Erfahrungen entsteht ein regelrechter Teufelskreis des Alien-Gefühls durch die folgenden Faktoren:

  1. Der Vergleich des Wohlbefindens:

Hochsensible Menschen bewegen sich in einer Welt, die nicht für ihre Minderheit gemacht ist, sondern für die Mehrheit der normal empfindenden Menschen. Schon als Kinder bemerken wir, dass Menschen in Situationen glücklich sind, in denen wir uns unwohl fühlen. Umgekehrt fühlen wir uns in Situationen wohl, die von anderen abgelehnt werden. Das liegt daran, dass jeder Mensch sich am besten fühlt, wenn er weder gelangweilt noch überfordert ist. Die Vorlieben können je nach individueller Veranlagung laut und lebhaft oder ruhig und innig sein. Als Kinder hatten wir jedoch nicht das Wissen und die Mittel, um dies zu verstehen. Die einfache Schlussfolgerung, die wir daraus gezogen haben, war:

Wenn alle sich in dieser Situation wohl fühlen, ich aber nicht, dann muss etwas mit mir nicht stimmen.

  1. Der Druck, sich nicht anzustellen oder uncool zu sein:

Ein weiterer Faktor sind unsere Bezugspersonen, zunächst Eltern und Großeltern, später auch Gleichaltrige, Mitschüler und Menschen, mit denen wir gerne befreundet wären. Während unserer Kindheit hören hochsensible Menschen oft den Satz “„stell dich nicht so an” und „mach kein Theater” von ihren Eltern. Ich möchte betonen, dass die Eltern oft überfordert sind, besonders wenn sie das Phänomen der Hochsensibilität selbst nicht kennen. In der Vergangenheit gab es kaum Unterstützung für Eltern hochsensibler Kinder.

Dennoch hinterlassen diese Sätze einen Eindruck beim Kind: Ich bin nicht richtig.

  1. Das Gefühl der Entfremdung von sich selbst:

Der dritte Faktor kommt von innen. Hochsensible Menschen nehmen mehr Informationen auf und denken intensiver darüber nach. Unstimmigkeiten fallen ihnen stärker auf als dem Durchschnitt. Diese Unstimmigkeiten stören sie auch mehr. Wenn also die ersten beiden Faktoren auf einen hochsensiblen Menschen treffen, gerät er sofort ins Grübeln und zweifelt stark an sich selbst. Das bereits vorhandene Gefühl der Fremdheit verstärkt sich durch eine Selbstentfremdung. Dies kann einen regelrechten Sogeffekt erzeugen, der einen immer tiefer in das Alien-Gefühl hineinzieht.

  1. Der Druck, sich anzupassen:

Etwa 15-20% der Menschen sind hochsensibel. Das bedeutet, dass wir eine Minderheit, aber dennoch eine recht große Gruppe sind. Man könnte sagen, dass politische Parteien sich über ein Wahlergebnis in dieser Größenordnung freuen würden. Allerdings haben wir oft den Eindruck, dass es weniger Menschen mit ähnlicher Empfindsamkeit gibt, da viele hochsensible Menschen dazu neigen, sich anzupassen und ihre Unwohlsein zu verbergen, da sie glauben, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Dies verstärkt weiter das Alien-Gefühl. Wir schämen uns dafür, anders zu sein, und versuchen, dies so gut wie möglich zu verbergen. Dadurch bemerken wir oft nicht, dass es andere Hochsensible gibt, die sich genauso fühlen. Es entsteht ein Teufelskreis: Weil wir anders sind, denken wir, dass mit uns etwas falsch ist. Weil wir denken, dass mit uns etwas falsch ist, schämen wir uns dafür. Weil wir uns schämen, verbergen wir unsere wahren Gefühle. Dadurch merken andere Hochsensible nicht, dass wir uns in der gleichen Situation unwohl fühlen. Sie denken, sie wären allein damit und verbergen ebenfalls ihr Unwohlsein.

Dies bestätigt uns wiederum in der Annahme, dass mit uns etwas falsch ist, und der Kreislauf beginnt von vorne.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hab ich hier drei einfache Tipps, wie Du mit dieser Herausforderung umgehen kannst:

  1. Suche nach Gleichgesinnten:

Kontakte zu anderen hochsensiblen Menschen können sehr hilfreich sein. Wenn du feststellst, dass du nicht allein bist und andere Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann dies ein Gefühl der Normalität vermitteln. Suche nach Gemeinschaften, Gruppen oder Foren, in denen hochsensible Menschen sich austauschen und unterstützen können. Der Austausch von Erfahrungen und das Gefühl der Zugehörigkeit können helfen, das Alien-Gefühl, Deine Andersartigkeit zu überwinden.

Deshalb lade ich Dich gerne in unsere Facebookgruppe „hochsensibelabergluecklich“ die Gruppe für Hochsensible, Scanner und/oder Vielbegabte ein.

Hier darfst Du so sein, wie Du bist. Wir teilen unsere Herausforderungen und unterstützen uns gegenseitig.

 

  1. Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge:

Nimm dich selbst an, so wie du bist, und erkenne deine hohe Sensibilität als eine besondere Eigenschaft an. Erlaube dir, deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu respektieren. Kümmere dich um dein Wohlbefinden und finde Wege, dich zu entspannen und deine Sinne zu beruhigen. Schaffe dir bewusst Auszeiten und Räume, in denen du dich regenerieren und auftanken kannst.

Indem du gut für dich selbst sorgst, stärkst Du dein Wohlbefinden und kannst besser mit dem Alien-Gefühl umgehen.

  1. Wissen erweitern und informieren:

Bilde dich über Hochsensibilität weiter, um ein besseres Verständnis für dich selbst zu entwickeln. Lies Bücher, Artikel und Blogs zum Thema, höre Podcasts oder schaue Videos von Experten und anderen hochsensiblen Menschen. Je mehr du über Hochsensibilität weißt, desto mehr kannst du erkennen, dass es eine natürliche und legitime Art des Seins ist. Dieses Wissen kann dir dabei helfen, dein Alien-Gefühl zu relativieren und Selbstakzeptanz zu fördern. Und wenn Du nicht lange suchen und endlich aktiv werden willst, dann komm in unsere Facebookgruppe informiere Dich dort zu den aktuellen Themen und Angeboten von „Frau Sensibel“.

Mach Dir einfach bewusst, dass das Alien-Gefühl, das viele hochsensible Menschen erleben, normal ist und auf den oben genannten Faktoren beruht. Durch die Annahme und Akzeptanz deiner Hochsensibilität sowie den Austausch mit Gleichgesinnten kannst du lernen, besser damit umzugehen und ein erfülltes Leben zu führen.

Und wenn Du bereit bist Dich weiterzuentwickeln, dann begleite ich Dich gerne auf Deinem Weg zum „Endlich. Selbst. Werden.“

Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.