#039 – Hochsensibel oder doch Hochsensitiv?

Episode Nr. #039

06.06.2023

Hochsensibel oder doch Hochsensitiv?

In diesem Beitrag möchte ich auf den Unterschied zwischen Hochsensibilität und Hochsensibilität eingehen.

Dazu habe ich aber vorab noch zwei wichtige Hinweise.

1 | Selbstverständlich ist jeder Mensch individuell.

Daher können auch nicht alle im nachfolgenden genannten Punkte gleichermaßen zutreffen. Das stimmt einfach nicht für jeden.

Dennoch kann die Unterscheidung helfen, das eigene Verhalten und die eigenen Empfindungen besser zu verstehen und sich selbst und anderen gegenüber einfühlsamer und verständnisvoller zu begegnen.

2 | Statt Hochsensibilität werden manchmal auch die Begriffe Hypersensibilität oder Hypersensitivität verwendet.

Letzteres meint in der Medizin allgemein eine „über das normale Maß hinausgehende Reaktion des Organismus auf bestimmte Mikroorganismen, Stoffe oder Reize“.

Demnach ist beispielsweise auch eine Allergie oder Intoleranz, also eine Unverträglichkeit, eine Form von Hypersensibilität.

Um solche medizinische Begrifflichkeiten soll es hier aber gar NICHT gehen.

 

Kommen wir zur Unterscheidung von Hochsensibilität und Hochsensibilität.

Viele Menschen verwechseln oder vermischen diese Begriffe hochsensitiv und hochsensibel.

Meines Erachtens bezeichnen diese beiden Worte unterschiedliche Merkmale. Das bedeutet, dass eine Person sowohl hochsensibel als auch hochsensitiv sein kann.

Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass jemand nur hochsensibel oder hochsensitiv ist.

Damit du das besser nachvollziehen kannst, habe ich einige Anhaltspunkte beider Persönlichkeitsmerkmale zusammengetragen.

Hochsensibilität, Sensoren auf Hochtouren.

Wie du schon weißt, sind bei hochsensiblen Menschen die Sinne und Empfindungen besonders ausgeprägt. Sie nehmen ihre Umwelt sehr intensiv wahr und reagieren empfindlich auf äußere Reize. Typische Anzeichen für Hochsensibilität können sein.

  1. Lärmempfindlichkeit. Viele hochsensible Menschen halten es bei Lärm und Hektik nicht gut aus und suchen Orte auf, wo sie nicht jedes einzelne Geräusch wahrnehmen.
  2. Lichtempfindlichkeit. Sie reagieren empfindlich auf grelles Licht, wie z. B. Von entgegenkommenden Autos in der Nacht oder von Feuerwerk oder hellen Lampen und Lichtern.
  3. Geruchssensibilität. Gerüche wie Parfüm oder starkes Deo können bei hochsensiblen Menschen Kopfschmerzen auslösen. Das kann auch beim Kochen z. B. Ein bestimmter Geruch sein. Bei Kindern beobachtet man sehr häufig, dass z. B. Alkohol in der Küche, wenn der verkocht wird, zu generften und unangenehmen Reaktionen kommt.
  4. Kleidungsempfindlichkeit. Haptik. HSP reagieren auf bestimmte Stoffe wie Polyester, kratzige Wolle oder zu enge anliegende Kleidung wirklich mit Unwohlsein. Das heißt, man fühlt sich nicht nur in der Kleidung nicht wohl, sondern in dem Moment, wo man diese Kleidung vielleicht gewählt hat, dann ist der ganze Tag irgendwie im Eimer.
  5. körperlichen Reaktionen. Bei Stress reagiert der Körper von Hochsensiblen leicht mit Verdauungsproblemen, Reizdarm, Magen oder Kopfschmerzen. Das heißt, wenn ich nicht auf mich achte, wenn ich mich nicht abgrenze, dann kann die Hochsensibilität dazu führen, dass es mir wirklich nicht gut geht. Und der Körper zeigt es mir auf jeden Fall ganz deutlich.

 

Hochsensitivität.

Das ist für mich die tiefgründige Gefühlswelt, so habe ich es mal genannt.

Hochsensitive Menschen nehmen ihre Umwelt und die Gefühle anderer besonders intensiv wahr. Sie denken oft in Zusammenhängen und haben eine ausgeprägte Empathie. Ich mache das gerne an bestimmten Verhaltensweisen oder Charakterzügen fest, die auf eine Hochsensitivität hindeuten können. Auch hier habe ich mal fünf wesentliche Punkte zusammengefasst.

  1. Gefühle betäuben. Manchmal wünschen sich hochsensitive Menschen weniger wahrzunehmen und betäuben ihre Gefühle mit Fernsehen, Essen, Alkohol oder anderen Ablenkungen. Das heißt durch dieses wahnsinnig viele Wahrnehmen von Emotionen. Und wenn du nie gelernt hast, dich abzugrenzen, dann kann man das z. B. mit Medikamenten oder Alkohol gefühlt dämpfen.
  2. tiefgründige Gespräche. Hochsensitive Menschen lieben tiefgründige Gespräche und fühlen sich in oberflächlichen Kontakten eher unwohl. Sie brauchen kein Gespräch über das Wetter oder ein unechtes „Wie geht es dir?“ Also wenn du jemanden fragst, der hochsensitiv ist, wie es ihm geht und er vertraut dir, dann wird er ziemlich schnell auf den Punkt kommen und auch ins Detail gehen. Das heißt, bei hochsensitiven Menschen brauchst du nicht mit Small Talk ankommen.
  3. Reizüberflutung in Gruppen. In Gruppen kann man sich schnell überfordert fühlen, weshalb lange Treffen oft viel Kraft kosten. Und da kommt es wieder darauf an, wie gut haben die hochsensitiven Personen schon gelernt, sich abzugrenzen? Und darum geht es immer wieder. Das heißt, wenn ich eine gute Abgrenzung habe, wenn ich einen guten Energiehaushalt habe, komme ich auch in solchen Situationen gut über die Runden oder weiß, dass ich mich jetzt abgrenzen muss. Aber wenn ich da nicht auf mich achte, dann habe ich ganz, ganz schnell einen Tunnelblick. Und so beschreiben diese Menschen das auch. Diese Reizüberflutung ist so stark, dass alles, was sie wahrnehmen in dieser Gruppe nur noch so rauschend ist und man nur noch einen Tunnelblick hat und sich gar nicht mehr auf bestimmte Dinge konzentrieren kann.
  4. schnelles Lernen und Verknüpfen. Hochsensitive Personen saugen neues Wissen förmlich auf wie ein Schwamm und schaffen schnell Verknüpfungen zu anderen Themen. Das hat jetzt auch sehr viel von Scanner-Persönlichkeiten. Und deswegen vorher dieser Hinweis, dass jeder unterschiedlich ist und individuell und dass das nicht auf alle gleichermaßen zutrifft. Ich versuche nur eine Unterscheidung zwischen hochsensibel und hochsensitiv zu beschreiben. Daher kann es natürlich auch zu Überschneidungen mit Scanner-Persönlichkeiten oder anderen Persönlichkeitsmerkmalen kommen.
  5. Kritik von anderen. Da sehe ich mich zum Beispiel ganz stark wieder. Andere Menschen beschreiben hochsensitive Personen oft als altklug, arrogant, besserwisserisch oder empfindlich. Wer mich kennt, weiß, warum ich mich da sehe bzw. warum mich andere vielleicht auch da sehen. Das war für mich immer eine Herausforderung und ich habe es lange Zeit nicht verstanden, warum ich so wahrgenommen werde. Aber wenn du schnell Dinge, Zusammenhänge verstehst und begreifst und immer schon zwei, drei Schritte vor den anderen diese Ideen hast, die dann aber von anderen nicht verstanden oder wahrgenommen werden. Und zwei, drei Sätze später machen die das dann und setzen das um. Und du denkst, ja, habe ich doch eben gesagt. Dann kommst du natürlich bei den anderen als altklug oder arrogant, besserwisserisch rüber. Dir kommt es aber so vor, als ob dir irgendwie gar keiner richtig zuhört.

Vielleicht erkennst du dich ja auf einer der beiden Listen wieder. Dann bist du höchstwahrscheinlich, möglicherweise, gegebenenfalls hochsensibel, hochsensitiv oder auch beides. Wenn Du es noch genauer wissen möchtest, dann mach einfach den Test für Hochsensible.

Wichtig ist, sich selbst und seine Bedürfnisse gut zu kennen und auch zu akzeptieren.

Das ist der Punkt, worauf ich immer wieder hin möchte.

Hochsensitiv und Hochsensibel

Wenn du dich selber akzeptierst, wenn du dich annimmst, dann kannst du verstehen,

  • was du brauchst,
  • was du gerade nicht brauchst und
  • wo du hin möchtest oder
  • was du lieber sein lässt,
  • wo du dich gar nicht mehr anstrengen musst oder irgendwas versuchen musst.

Zusammenfassung:

Hochsensibilität wird besonders in Situationen deutlich, in denen Menschen einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt sind. In solchen Fällen sind sie nicht unbedingt in der Lage, diese Reize zu filtern, abzuschalten oder auszublenden. Und dieses überempfindliche Nervensystem, das äußere Reize und innere Signale verstärkt wahrnimmt, wird dann einer konstanten Flut von Informationen ausgesetzt. Deswegen findet es keine oder nur kaum Ruhe. Und als Folge dieser Reizüberflutung fühlen sich die Betroffenen häufig überstimuliert und leiden unter einem starken Durcheinander von Wahrnehmungen und Gefühlen. Und für hochsensible Menschen kann es daher leicht zu einer Überforderung kommen. Dann reagieren sie mit Resignation, Gereiztheit oder ziehen sich zurück.

Hochsensitive Menschen sind in der Lage, die Welt auf eine besondere Art und Weise wahrzunehmen. Sie können ihre Intuition und Empathie in vielen Situationen positiv einsetzen. Wichtig ist hier, die eigenen Grenzen zu erkennen. Das kannst du mit Techniken entwickeln, mit der intensiven Wahrnehmung als hochsensitiver Mensch besser umzugehen.

Fazit: Hochsensibel, hochsensitiv oder beides?

Die Definition zeigt, dass nicht jeder hochsensible Mensch auch hochsensitiv ist und auch umgekehrt.

Wenn du dich in beiden Beschreibungen wiederfindest, bist du möglicherweise sowohl hochsensibel als auch hochsensitiv.

Ich möchte nochmals betonen und verdeutlichen, dass jeder Mensch selbstverständlich individuell ist. Nicht alle genannten Punkte müssen daher auf jeden gleichermaßen zutreffen. Diese Definitionen und Unterscheidungen können dir aber dabei helfen, dein eigenes Verhalten und die eigenen Empfindungen besser zu verstehen und dir selbst und anderen gegenüber einfühlsamer und verständnisvoller zu begegnen.

Achte auf dich. Guck, was du brauchst.

Und wenn du dich angenommen hast, dann kannst du auch viel besser damit umgehen und dich abgrenzen.

Wenn Du hier noch nicht ganz klar bist und Unterstützung suchst, dann vereinbare am besten direkt einen Termin mit mir. Ich zeige Dir, wie das auch für Dich funktionieren kann.

Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.