#031 -Wie Du es in Zukunft leichter schaffst, andere um Hilfe zu bitten!

Episode Nr. #031

11.04.2023

Wie Du es in Zukunft leichter schaffst, andere um Hilfe zu bitten!

Warum fällt es uns oft so schwer, um Hilfe zu bitten?

Psychologen sehen schlechte Erfahrungen und wachsenden Erfolgsdruck als Ursachen. Doch oft sind es auch unsere eigenen Gedanken, die uns zurückhalten.
In der perfekten Internet-Welt gibt niemand gerne Schwächen zu. Doch wenn wir uns überwinden würden, könnten viele Probleme schnell gelöst werden.

Sicher kennst Du die Redewendung „Eine Hand wäscht die andere“

Sie lässt sich bis ins 1. Jahrhundert, genauer in die Zeit der alten Römer, zurückverfolgen. Zu dieser Zeit lebte der berühmte römische Philosoph und Dichter Seneca, der auf Latein schrieb: „Manus manum lavat.” (zu Deutsch: Eine Hand wäscht die Hand). Diese alte Redensart ist uns bis heute erhalten geblieben.

Früher war es üblich sich in der Dorfgemeinschaft gegenseitig zu helfen.

In der heutigen Zeit fällt es eher schwer, Schwächen und Unzulänglichkeiten zuzugeben und um Hilfe zu bitten, da das als Zeichen von Hilfsbedürftigkeit und Unvollkommenheit interpretiert werden könnte.

Meiner Meinung nach verstärken besonders die sozialen Medien diesen Eindruck, indem sie uns dazu drängen, nur unsere perfekten Seiten zu präsentieren. Der Wunsch nach Anerkennung und der Druck, erfolgreich und kompetent zu sein, führen dann dazu, dass viele Menschen  Schwierigkeiten haben, um Hilfe zu bitten,

Vor allem im beruflichen Umfeld.

Das Eingeständnis, dass man allein nicht weiterkommt, kann Angst und Unsicherheit auslösen und wird von vielen als unvorstellbar empfunden.

Wo doch die Hochsensiblen immer dafür sorgen, dass es allen anderen gut geht und die Scanner ja scheinbar eh alles können, da ist es eine große Herausforderung andere zu fragen, ob sie uns behilflich sein können.

Ich selbst habe mich lange davor gescheut, um Hilfe zu bitten, da es mich verletzbar macht und auch Ablehnung droht.

Die Vermeidung von Enttäuschungen hat also dazu geführt, dass ich lieber gar nicht erst um Hilfe bitte. Schlechte Erfahrungen mit Ablehnungen verstärkten diese Haltung noch.

„Du schaffst das schon“ ist so ein Spruch, der mich echt lange Zeit getriggert hat.

Warum gehen alle immer davon aus, dass ich alles allein schaffe? Bei mir hat es im Endeffekt dazu geführt, dass der Wunsch, alles wirklich allein zu schaffen und niemandem zur Last zu fallen, entstanden ist.

Ein weiterer Grund für das Vermeiden von Bitten um Hilfe ist die Vermeidung von Abhängigkeiten.

Eine Bitte führt zu einem stillen Tauschgeschäft, das die Erwartung von Dankbarkeit und Reziprozität beinhaltet.

Wenn jemand uns hilft, erwartet diese Person im Gegenzug, dass wir uns bei Gelegenheit revanchieren.

Da sind wir wieder bei Seneca: Eine Hand wäscht die andere. Ich mache mich abhängig.

Unsere Schwierigkeiten, um Hilfe zu bitten, basieren also oft aus einer Kombination des Wunsches nach Anerkennung und negativen Erfahrungen in der Vergangenheit.

Diese Ängste und Hürden verzerren jedoch oft unsere Wahrnehmung. Tatsächlich sieht die Realität meist anders aus.

Oft vergessen wir, dass den meisten Menschen das Helfen Freude bereitet und sie sich dadurch gestärkt fühlen. Es ist evolutionär in uns angelegt, anderen zu helfen, und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eine Bitte ausschlägt, ist eher gering. Außer er hat wirklich triftige Gründe.

Durch das Vertrauen und die Wertschätzung, die wir dem Helfenden entgegenbringen, und indem wir uns öffnen, können wir zudem die Beziehung zu ihm verbessern. Eine Bitte um Hilfe kann somit auch eine positive Komponente enthalten, da sie uns die Möglichkeit gibt, eine vertrauensvolle Beziehung weiter zu vertiefen.

Wenn wir uns helfen lassen, müssen wir uns auch keine Gedanken um unser Ansehen machen.

Stattdessen zeigt es eine emotionale Reife und Selbstsicherheit, da man nicht glaubt, dass man alles wissen und können muss.

Es signalisiert Stärke, zu seinen Schwächen zu stehen.

Darüber hinaus macht es uns sogar sympathischer, um Hilfe zu bitten. Ist auch als „Benjamin-Franklin-Effekt” bekannt und geht auf eine Erfahrung des Gründervaters der USA zurück. Als er ein Buch von einem politischen Konkurrenten auslieh und es eine Woche später mit einem Dankesbrief zurücksendete, entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft zwischen den ehemaligen Rivalen.

Indem wir um Hilfe bitten, können wir nicht nur schneller und effektiver ans Ziel gelangen, sondern auch wertvolle Ressourcen wie Kraft und Energie sparen, die wir für andere Aufgaben einsetzen können. Außerdem haben wir die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln, da wir von anderen lernen und so Fehler vermeiden können. Indem wir uns also unseren Problemen stellen und Hilfe suchen, beweisen wir Eigenverantwortung und Stärke und vermeiden Frustration und Stress.

Wie kannst Du jetzt üben, häufiger um Hilfe zu bitten? Da habe ich aus meiner eigenen Erfahrung mal 5 Punkte zusammengefasst.

Punkt 1:

Generell sind die meisten Menschen gerne bereit zu helfen, insbesondere wenn sie auf einem bestimmten Gebiet als Experten gelten. Daher sollten wir uns nicht scheuen, um Hilfe zu bitten, da es für die andere Person eine Chance sein kann, zum Erfolg unseres Projekts beizutragen.

Um eine wirksame Bitte zu formulieren, solltest Du spezifisch darauf eingehen, warum Du die Hilfe der Person benötigst.

Wenn Du zum Beispiel ein Produkt online verkaufen möchten und jemanden kennst, der bereits Erfahrungen im Onlinevertrieb hat, kannst Du ihn als kompetenten Ansprechpartner nutzen. Du solltest nicht einfach sagen: „Ich brauche deine Hilfe” sondern stattdessen betonen: „Dein Wissen über Onlineshops wäre in diesem Fall sehr nützlich”. Dadurch erkennst Du das Expertenwissen der Person an und zeigst, dass Du ihr Können und ihre Fähigkeiten schätzt.

Punkt 2:

Wenn Du um Hilfe bittest, ist es entscheidend, eine positive Ausstrahlung zu haben. Zeig Deinem potenziellen Helfer, dass er oder sie Teil von etwas Großem sein könnte.

Menschen helfen lieber bei einem Projekt, das sie inspiriert, als bei etwas, das ihnen gleichgültig ist. Allerdings solltest Du nicht übertreiben oder die Idee dramatisieren.

„Du solltest die Idee also weder überbewerten noch herunterspielen”.

Punkt 3:

Wenn man höflich um Rat gefragt wird, ist man eher bereit zu helfen. Wenn man jedoch etwas verlangt, oder zu förmlich formuliert, kommt es eher zu einer Abweisung oder einem Nein.

Hier spielt Deine persönliche Haltung eine große Rolle. Vertraust Du wirklich darauf, dass Dir geholfen wird, wenn Du darum bittest?

Oder denkst Du über die Formulierung eventuell zu viel nach und wirkst nicht mehr authentisch?

Punkt 4:

Gerade Scanner-Persönlichkeiten haben oft ihre ganz eigene Art Probleme zu lösen. Wenn Du aber nun nicht weiterkommst und jemanden um Hilfe bitten möchtest (oder sogar musst, damit es vorangeht) bist Du Dir im Klaren darüber, dass diese Person eventuell eine andere Herangehensweise hat als Du?

Kannst Du akzeptieren, dass Dein Unterstützer die Herausforderung anders löst als Du?

Punkt 5:

Was ist das überhaupt für ein Gefühl, wenn Dir jemand hilft?

Kennst Du das Gefühl der Erleichterung, die Freude, wenn jemand „Ja“ zu Dir oder Deiner Bitte sagt?

Oder das Glück, dass Du empfindest, wenn durch den Rückhalt einer anderen Person etwas funktioniert hat?

Ruf Dir dieses Gefühl ins Bewusstsein, wenn Du das nächste Mal um Hilfe bitten möchtest.

Und falls Du das Gefühl des Rückhaltes noch nicht kennen solltest, fang mit einer kleinen Bitte an.

Was das sein könnte? Nun, mal überlegen… Zucker, Hammer, Kollege Mitfahrt…. Mach den ersten Schritt mit einer kleinen Bitte und übe.

Zusammenfassung:

  1. Hol den anderen in den Expertenstatus mit Deiner Bitte um Hilfe
  2. Achte auf eine positive Ausstrahlung
  3. Vertraue darauf, dass Dein Gegenüber hilfsbereit ist.
  4. Akzeptiere, dass andere Menschen andere Lösungswege haben
  5. Mach Dir das Gefühl des Rückhalts bewusst.

Durch das Bitten um Hilfe können wir unser Leben leichter machen, die Qualität unserer Beziehungen verbessern und uns persönlich weiterentwickeln.

Wo bittest Du um Hilfe? Ich freue mich auf Deine Geschichte.

Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.