#051 – Sind HSP anfälliger für Burnout?

Episode Nr. #051

29.08.2023

Sind HSP anfälliger für Burnout?

Verstehen und Bewältigen von Burnout – Ein Leitfaden für hochbegabte und hochsensible Menschen

 

 

Definition Burnout

Was ist Burnout?

Wörtlich übersetzt bedeutet Burnout „Ausgebranntsein“. Unter dem Burnout Syndrom versteht man einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung mit verminderter Leistungsfähigkeit.

Burnout ist keine eigenständige Krankheit, sondern eine Risikosituation, aus der sich psychische oder psychosomatische Störungen entwickeln können. Mögliche Folgen sind Depressionen, Angststörungen oder körperliche Beschwerden wie hoher Blutdruck, Herz- und Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen.

Vielleicht hast Du Dich schon einmal gefragt, ob hochbegabte und hochsensible Menschen eher zu Erschöpfung und Burnout neigen?

Meiner Beobachtung nach ist das tatsächlich so. Die außergewöhnlichen Fähigkeiten können HSP dazu bringen, mehr Energie aufzuwenden als vorhanden. Die ständige Anpassung an die Umwelt, der Perfektionismus, die Sensibilität gegenüber der Umwelt, die Schwierigkeit „Nein“ zu sagen und die Selbstzweifel – all das kann zu übermäßigem Stress führen.

Für HSP ist es daher meiner Meinung nach wichtig, das Burnout-Syndrom in verschiedenen Kategorien zu verstehen: körperliches, emotionales, soziales und intellektuelles Burnout-Syndrom.

 

  1. Körperliches Burnout-Syndrom:

Durch die ständige Ausschüttung von Stresshormonen Adrenalin und Cortisol wird der Körper zur Höchstleistung getrieben. Dies führt zu Symptomen von Überbeanspruchung und anschließender Ermüdung, weil diese Hormone nun für den normalen Alltag fehlen.

 

 

  1. Emotionales Burnout-Syndrom:

Emotionales Desinteresse übernimmt in fast allen Lebensbereichen die Kontrolle. Höhen und Tiefen gibt es nicht mehr und der Tag wird als gleichförmig wahrgenommen. Zynismus und Sarkasmus schleichen sich ein und ein negatives Weltbild wird aufgebaut.

Die eigene Leistungsfähigkeit wird angezweifelt oder gar nicht mehr für möglich gehalten. Alles erscheint irgendwie sinnlos und man funktioniert nur noch.

 

  1. Soziales Burnout-Syndrom:

Es wird immer mehr der Kontakt zu Bekannten und Freunden vermieden. Soziale Kontakte werden generell als belastend empfunden, was zur Isolation führt. Das Resultat ist oft ein Gefühl der Einsamkeit und ein Zustand der Depersonalisation. Wie kann man das am besten beschreiben? Ich zitiere mal Wikipedia: Die Depersonalisation ist eine Form der dissoziativen Störung, die aus dem anhaltenden oder wiederholten Erleben, außerhalb des eigenen Körpers zu stehen oder von den eigenen Gedanken getrennt zu sein, besteht. Meist mit dem Gefühl, das eigene Leben von außen zu beobachten.

Du ziehst Dich mehr und mehr zurück.

  1. Intellektuelles Burnout-Syndrom:

Der hier auftretende Verlust der eigenen Leistungsfähigkeit wird am häufigsten mit Burnout in Verbindung gebracht. Es ist oft ein Weckruf für Betroffene, dass sie ihr Leben überdenken und ändern müssen.

Es ist entscheidend, die Anzeichen, Ursachen und Auswirkungen von Burnout zu erkennen. Hör auf Deinen Körper und achte auf die Symptome. Sei Dir Deiner körperlichen, emotionalen, sozialen, und intellektuelle Grenzen bewusst und respektiere diese – denn Deine Gesundheit ist das Wertvollste, was Du hast.

 

Da stecken auch schon viele Anzeichen in den vier Kategorien drin.

Aber lass mich hier noch konkreter werden:

Ein Burnout kann jeden treffen. Doch häufig sind Menschen betroffen, die eine Tendenz zum Perfektionismus und Überengagement haben, vieles auf einmal machen wollen, sich gerne „einspannen” lassen oder ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl haben, sich schnell verantwortlich fühlen. Na, fällt Dir was auf?

Genau, alles typisch für uns HSP.

Wir machen es ja auch gerne allen recht und dann kommt die Überlastung durch hohe Anforderungen bei der Arbeit und im Privatleben, ständige Erreichbarkeit, Zeitdruck, Verantwortung, Angst vor Arbeitsplatzverlust, vielleicht auch noch Nacht- und Schichtarbeit dazu.

Und Mobbing oder ein schlechtes Betriebsklima sorgen dann für ihr Übriges.

Wie kannst Du jetzt Warnzeichen erkennen und vorbeugen?

Frühe Anzeichen für ein Burnout sind Reizbarkeit und der Rückzug aus dem sozialen Umfeld. Ausgleichende Aktivitäten wie Sport oder Hobbys werden vernachlässigt und man leidet oft unter einem nicht erholsamen Nachtschlaf einerseits und einem starken Schlafbedürfnis am Tag andererseits.

Viele meiner Klienten würden jetzt sagen: Das ist mein Alltag. Wie soll ich meine Überreizung jetzt vom Burnout unterscheiden?

Glaub mir, ich kenne diese Situation ganz genau.

Ich selbst habe mich nach meiner Ausbildung in der Welt der Erwachsenen zunehmend unwohl gefühlt.

Nach den Sprüchen wie „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ kamen dann die nächsten Klischees und Herausforderungen im Arbeitsalltag auf mich zu.

Ich hatte kaum die Möglichkeit für genug Pausen oder Abgrenzung in meinem Einzelhandels-Dasein. Mein Tag war so dermaßen durchgetaktet, dass ich mich selbst kaum noch wahrgenommen habe.

Ich merkte, dass ich das nicht lange durchhalte und suchte mir ein anderes Betätigungsfeld.

Ich machte einfach eine neue Ausbildung. Auch das lief zu Beginn sehr gut.

So lange, bis es nichts Neues mehr für mich gab und die Routinen eintraten. Ich konnte – aufgrund meiner ersten Ausbildung – diese verkürzen und frühzeitig abschließen.

Zwischen Abschluss und neuer Anstellung hatte ich 14 Tage Freiraum.

In dieser Zeit entschied ich mich, dass ich wohl nicht allzu lange mehr in einer Festanstellung tätig sein werde und machte mich selbstständig.

Das war im Jahr 2001 – als ich auch das erste Mal mit dem Begriff der Hochsensibilität in Berührung kam über das Buch von Elaine N. Aron „Sind sie hochsensibel?“

Und ich bin mir sicher, dass ich es diesem Buch zu verdanken habe, dass ich eben nicht im Burn-out gelandet bin.

Denn mit diesem Buch habe ich gelernt, auf mich und meine Bedürfnisse zu achten.

Und genau deswegen ist es so wichtig, dass Du Dich zu allererst als Hochsensibel erkennst, also Anerkennst und über Deine Grenzen Bescheid weißt. Ansonsten verschwimmen die Symptome hier wirklich nahtlos.

Wenn Du also die eben genannten Anzeichen bei Dir feststellst, dann ist es wichtig, dass Du:

Und falls Du noch nicht genau weißt, wie Du um Hilfe bitten kannst, empfehle ich Dir Folge #031 – Wie Du es in Zukunft leichter schaffst, andere um Hilfe zu bitten! anzuhören.

Wenn Du Dich also in der Beschreibung wiederfindest und jetzt sagst, okay, ich muss was tun, dann melde Dich gerne für ein kostenfreies Orientierungsgespräch und ich begleite Dich auf Deinem Weg.

Aus der eigenen Erfahrung und der psychologischen Beratung und Begleitung vieler Klientinnen kann ich Dir meinen Blick von außen als Expertin anbieten und mit Dir Deinen individuellen Lösungsweg erarbeiten.

Den ersten Schritt darfst Du machen.

Und das wars dann auch wieder für heute. Bis zur nächsten Folge mit Frau Sensibel.

Ich wünsch Dir viel Spaß beim Endlich. Selbst. Werden.

 

 

 

 

Nicole Führing
Nicole Führing | Expertin für HSP & Scanner | Endlich. Selbst. Werden.