Hochsensibilität heißt: Du nimmst mehr wahr – intensiver und tiefer. Hier findest du eine klare Übersicht über die wichtigsten Merkmale, häufige Missverständnisse und einfache Strategien für deinen Alltag.
Was ist Hochsensibilität überhaupt?
Hochsensibilität oder auch Hypersensibilität bezeichnet ist ein Persönlichkeitsmerkmal.
Das ist durch eine intensivere Wahrnehmung von Reizen gekennzeichnet, also sowohl von negativen Reizen wie zum Beispiel Lärm oder Schmerzen genauso wie von positiven, also wie bei schöner Musik oder gutem Essen.
Hochsensibilität kann also sowohl eine schnelle Reizüberflutung als auch große Empathie und ein genussvolles Erleben bedeuten.
Es handelt sich dabei nicht um eine Störung oder Krankheit. Genauer gesagt handelt es sich um eine höhere Ausprägung des allgemeinen Persönlichkeitsmerkmales der Sensitivität.
Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das sich durch eine intensivere Wahrnehmung von Reizen auszeichnet. Hochsensible Menschen reagieren stärker auf Geräusche, Gerüche, Berührungen oder Stimmungen – im Positiven wie im Negativen. Es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine höhere Ausprägung des allgemeinen Merkmals der Sensitivität. Etwa jeder fünfte Mensch ist hochsensibel.
Sensitivität → Glossarartikel „Sensorische Empfindlichkeit“.
Scanner Persönlichkeit → Glossarartikel „Scansitives“ .
Retterkomplex → Glossarartikel „Retterkomplex“ (wenn es um Grenzen setzen geht).
Podcast Tipp:
„DOES – Hochsensible Persönlichkeiten besser erkennen“ (Folge #028) – erklärt das Akronym D-O-E-S (Depth of Processing, Overstimulation, Emotional Reactivity, Sensitivity to subtle stimuli).
„Hochsensibel oder doch hochsensitiv?“ (Folge #039) – beleuchtet Unterschiede zwischen sensorischer Empfindlichkeit und emotionaler Sensitivität.
Hochsensibilität lässt sich nicht „abschalten“, aber du kannst lernen, sie zu nutzen:
Der Begriff „Highly Sensitive Person“ wurde Mitte der 1990er‑Jahre von der US‑Psychologin Elaine N. Aron geprägt. Sie bezeichnet damit Menschen mit einer „sensory processing sensitivity“, also einer erhöhten Empfänglichkeit für sensorische und emotionale Reizeaurum-cordis.de. Die von Aron entwickelte HSP‑Skala ist nach wie vor ein zentrales Instrument in der Forschung und wurde mehrfach überprüft, angepasst und in verschiedene Sprachen übersetztaurum-cordis.de.
Neuere Studien bestätigen die Grundannahme, dass etwa 15–20 % der Bevölkerung hochsensibel sindaurum-cordis.de; zudem zeigen vergleichbare Sensitivitäten auch zahlreiche Tierartenaurum-cordis.de. Interessant ist, dass Hochsensibilität kein klarer „Ein‑oder‑Aus‑Zustand“ ist, sondern als Kontinuum verstanden werden sollte: es gibt keine eindeutige Schwelle, ab der jemand hochsensibel istdeutschlandfunkkultur.de.
Elaine Aron fasst die Merkmale der Hochsensibilität unter dem Akronym DOES zusammen: Depth of Processing (D) – hochsensible Menschen verarbeiten Informationen gründlicher und reflektieren intensiveraurum-cordis.de; Overstimulation (O) – die Verarbeitungstiefe führt dazu, dass sie sich schneller überreizt fühlenaurum-cordis.de; Emotional Reactivity/Empathy (E) – sie reagieren stark auf emotionale Reize und verfügen über hohe Empathieaurum-cordis.de; und Sensitivity to Subtle Stimuli (S) – sie nehmen subtile Details wahr, die anderen entgehenaurum-cordis.de. Diese vier Bereiche beschreiben die Kernindikatoren der Hochsensibilität.
Darüber hinaus haben neuere psychologische Untersuchungen (z. B. von Konrad & Herzberg 2017) herausgefunden, dass sich sensorische Verarbeitungs‑Sensitivität durch drei Faktoren charakterisieren lässt: Ease of Excitation (EOE) – eine leichte Erregbarkeit durch sensorische oder emotionale Reizeaurum-cordis.de; Aesthetic Sensitivity (AES) – eine besondere Ansprechbarkeit auf Kunst, Natur und Schönheitaurum-cordis.de; und Low Sensory Threshold (LST) – eine verstärkte Empfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen wie Licht oder Lärmaurum-cordis.de. Diese Differenzierung ermöglicht eine präzisere Beschreibung individueller Ausprägungen von Hochsensibilität.
Die Forschung zeigt, dass Hochsensibilität auf einer Wechselwirkung zwischen genetischen Faktoren und Umweltbedingungen beruht. Variationen in sogenannten „Plastizitätsgenen“ (z. B. im Dopamin‑, Serotonin‑ und Oxytocin‑System) können die Sensibilität beeinflussen. Zugleich sprechen hochsensible Menschen besonders stark auf psychosoziale Interventionen an, ein Phänomen, das als „Vantage Sensitivity“ bezeichnet wird.
Neurowissenschaftliche Untersuchungen – darunter fMRT‑Studien von Bianca Acevedo und Kolleg*innen – zeigen, dass bei hochsensiblen Personen Hirnareale, die für Empathie, soziale Interaktion und die Integration sensorischer Informationen verantwortlich sind, stärker aktiviert sind als bei weniger sensiblen Menschen. Das stützt die Auffassung, dass Hochsensibilität eine messbare neurobiologische Basis hat. Andere Forschende weisen allerdings darauf hin, dass die wissenschaftliche Debatte noch nicht abgeschlossen ist und manche Persönlichkeitspsychologen das Konzept kritisch sehen.
Hochsensible Menschen können in einer komplexen Welt eine wichtige Rolle spielen: ihre Fähigkeit, subtile Signale zu erkennen, Brücken zu bauen und tiefer zu reflektieren, ist für viele soziale und berufliche Kontexte wertvoll. Gleichzeitig kann Reizüberflutung zu Stress und einer erhöhten Anfälligkeit für psychische oder psychosomatische Erkrankungen führen. Es lohnt sich daher, dieses Persönlichkeitsmerkmal sowohl als Potenzial als auch als Herausforderung zu betrachten – und Strategien zu entwickeln, um hochsensible Menschen in Gesellschaft, Beruf und Familie zu unterstützen.
Mein Hochsensibilitäts-Test sowie die Podcastfolgen basieren auf diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Weitere relevante Informationen findest Du dazu in den Glossarartikeln: Hochsensible Charaktereigenschaften & Nervensystem regulieren,
Hochsensibilität lässt sich nicht „abschalten“, aber du kannst lernen, sie als Stärke zu nutzen. Diese Tipps helfen dir, im Alltag ausgeglichen zu bleiben:
Plane bewusste Pausen und Rückzugsorte. Ein klarer Tagesrhythmus mit festen Anfangs‑ und Endzeiten verhindert Reizüberflutung.
→ Episode #002 „Wohlfühlen im Alltag als HSP“ – beschreibt Tagesstrukturen, To‑Do‑Listen und Achtsamkeitsrituale.
Hinterfrage deine Denkmuster und gib dir selbst Wertschätzung. Sich selbst besser zu verstehen, reduziert Stress und stärkt das Selbstwertgefühl.
→ Episode #004 „Weil uns vieles leicht fällt, fällt es uns oft schwer!“ – zeigt, wie Selbstreflexion zur Selbstakzeptanz führt.
Lerne, „Nein“ zu sagen und teile deinem Umfeld mit, wann du Ruhe brauchst. Nur so kannst du deine Energie schützen.
→Der Glossarartikel „Selbstkritik“ – erklärt, wie Perfektionismus und übermäßiger Anspruch dir schaden können.
Viele HSP haben kreative Talente. Malen, Schreiben, Musik oder andere kreative Tätigkeiten helfen, Eindrücke zu verarbeiten und die innere Balance zu finden.
Atemübungen, Meditation, Journaling und Naturzeit beruhigen das Nervensystem. Finde heraus, was dir besonders guttut.
→ Episode #047 „HSP & der liebe Stress“ – zeigt, wie du Stress erkennst und milderst.
Viele verwechseln „hochsensibel“ mit anderen Begriffen. Hier die wichtigsten Unterschiede:
Hochsensibilität vs. Hochsensitivität: Hochsensitivität betont eher die emotionale und intuitive Wahrnehmung, während Hochsensibilität stärker die sensorische Verarbeitung meint.
In der Folge „Hochsensibel oder hochsensitiv?“ (Folge #039) erfährst Du noch mehr zu diesem Thema.
Hochsensibilität vs. Hochbegabung: Hochbegabung bezieht sich auf eine kognitive Besonderheit und ist nicht automatisch mit Hochsensibilität verknüpft.
→ Dazu habe ich die folgende Podcastepisode für Dich aufgenommen: „Hochsensibilität vs. Hochbegabung“ (#070) bietet eine Gegenüberstellung der beiden Merkmale.
Hochsensibilität vs. Scanner-Persönlichkeit: Scanner haben viele Interessen und brauchen Abwechslung; sie sind nicht zwingend besonders sensibel.
→ Du willst mehr wissen? Dann hör Dir direkt die Podcast-Folge: „Multitalent, Universalgenie, Tausendsassa“ (#097) an oder lies den Beitrag auf der Seite.
Wenn du dir unsicher bist, ob du hochsensibel bist, bietet unser Hochsensibel‑Test eine schnelle Orientierung. Der Test basiert auf anerkannten Fragen, die aus der Forschung von Dr. Elaine Aron abgeleitet sind. Direkt zum Test! In nur drei Minuten erhältst du ein sofortiges Ergebnis und erste Hinweise zu deiner Sensibilität.
Kurz und knapp erklärt: Die häufigsten Fragen und Antworten für Dich gesammelt.
Hochsensibilität heißt: Du nimmst mehr Reize, Stimmungen und Details wahr – intensiver und tiefer als viele andere. Das betrifft Gedanken, Gefühle, Geräusche, Gerüche, Licht, soziale Dynamiken u. v. m. Es ist ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal – keine Krankheit. Du möchtest mehr wissen? Buch Dir direkt Dein kostenfreies Orientierungsgespräch.
Wichtig sind Klarheit, wertschätzende Kommunikation, gemeinsame Rituale und Reizmanagement. Tipps gibt’s in dieser Folge.
Die Begriffe werden oft synonym genutzt. In deinen Inhalten wird „hochsensitiv“ für die besonders feine Gefühls- und Stimmungsebene erklärt. Hör rein: „Hochsensibel oder doch hochsensitiv?“
Hilfreich sind: klare Grenzen, Pausen, Reizreduktion (Licht/Noise), gute Schlaf- und Ess-Routinen, Bewegung – und bei Bedarf Coaching/Therapie. Eine Podcast-Folge dazu findest du hier.
Du verarbeitest auch Zwischentöne, Stimmungen und nonverbale Signale – das kostet Energie. Deshalb wird es in Gruppen schneller anstrengend, und du brauchst Pausen. Passende Folge: „Soziale Erschöpfung“.
Empathie, Gewissenhaftigkeit, Kreativität, vorausschauendes Denken, Qualitätsbewusstsein – besonders wertvoll in Beratung, Kreation, Führung und Selbstständigkeit. Es gibt eine passende Podcast-Folge dazu.
DOES (nach Elaine Aron) fasst vier Kerne zusammen: Depth of Processing (Tiefe Verarbeitung), Overstimulation (Übererregbarkeit/Überreizung), Emotional Responsiveness/Empathy (emotionale Reaktionsstärke/Empathie) und Sensory Sensitivity (Sinnesfeinheit). Auf dieser Seite und im Podcast Episode #028 wird das leicht verständlich erklärt.
Nein. Hochsensibilität ist kein Krankheitsbild, sondern eine Ausprägung deiner Persönlichkeit. Dennoch kann zu viel Reizinput stressen – gute Selbstfürsorge hilft. Mach den Hochsensibel-Test und finde heraus, ob es Dich betrifft.
Nach heutigem Stand gilt sie als angeborene Disposition („sensory-processing sensitivity“) – also eine Art Grundausstattung deiner Reizverarbeitung. Umwelt und Erfahrungen prägen, wie sie sich zeigt.
Schätzungen sprechen oft von ca. 15–20 % der Menschen. Diese Zahl ist ein Richtwert aus Forschung und Praxis.
Du willst wissen, ob Du zu dieser Menschengruppe gehörst? Mach den Hochsensibel-Test!
Typische Hinweise: gründliches Nachdenken (Tiefe der Verarbeitung), schnellere Überreizung bei viel Input, starke Empathie und feine Wahrnehmung von Zwischentönen. Ein guter Einstieg ist dein Hochsensibel-Test mit sofortiger Auswertung.